SUMMERJAM 2009
Ein großartiges und wie immer friedvolles Festival reiht sich ein in die 24-jährige Historie des Summerjam. Die Insel im Fühlinger See von Köln wurde wieder einmal für einige Tage zu Klein-Jamaica. Auf dem großzügigen Campinggelände, im unmittelbaren Umfeld des Sees, wurde schon einige Tage vorher die karibische und afrikanische Lebensweise in allen Farben zelebriert. Aus allen Ecken des Zeltplatzes ertönten die Trommeln, Gesang oder der mitgebrachte Reggaesound aus den Konserven. Freilebende Papageien, die bereits seit 1965 im Kölner Raum beobachtet werden, schwirrten öfter durch die Lüfte und machten die Illusion perfekt. Auch das Wetter war dem Festival gut gesonnen. Wo es anderenorts in Deutschland erhebliche Unwetter und sogar Tote an diesem Wochenende gab, hielten die „Good Vibes“ des Summerjam alle Übel fern. Deutschlandweit gab es drei Tote, mehrere Verletzte und Schäden in Millionenhöhe. In Brandenburg wurde ein Mann vom Blitz erschlagen, in Baden-Württemberg wurde ein Feuerwehrmann durch Stromschlag beim Auspumpen eines Kellers getötet und eine Frau vom Baum erschlagen in den zuvor der Blitz einschlug. Auch in Bayern wurde ein Mann durch Blitzschlag verletzt. Im Ruhrgebiet gab es sogar Hagel, dessen Eismassen sich bis zu einem halben Meter hoch türmten. Der Autohersteller Porsche musste am Freitag seine Produktion einstellen, da stundenlang der Strom ausfiel und mehrere Hallen unter Wasser standen. Auch in Sachsen wüteten am Sonnabend starke Gewitter und zu reißenden Strömen angeschwollene Dorfbäche überschwemmten Straßen und Grundstücke. Dem Summerjam schickte Jah lediglich, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Einlass, einen kräftigen Gruß mit Blitz und Donner, der lautstark jubelnd von der Reggae-Massive auf dem Zeltplatz erwidert wurde. Ein halbstündiger Regenguss folgte und sorgte für die ersehnte Abkühlung der hitzegequälten Camper. Bis zur ersten Bühnenshow waren die letzten Tropfen allerdings verflogen und das Festivalgelände blieb trocken bis zum Schluss. Erst eine halbe Stunde nach dem sonntäglichen Abschlussfeuerwerk öffnete der Himmel wieder seine Schleusen, was dann natürlich nicht mehr störte.
Nachfolgend nun ein paar detaillierte Festivalerinnerungen die ich schon zwei Tage vor dem offiziellen Start des Festivals beginne. Um keinen der Leser zu langweilen, da es ja unterschiedliche Fangemeinden gibt, hier ein kurzer Überblick zum Verlauf der Story und der Fotogalerie, die teilweise gesondert aufzusuchen ist.
01.-02.07.2009 – Mittwoch + Donnerstag
Vor dem Festival, Anreise, Parkplatz, Camping
03.07.2009 – Freitag
Jaquee, Phenomden & The Scrucialists, The Busters, Glen Washington, Danakil, Chino + Freddie McGregor, Horace Andy, Cutty Corn, Anthony B
04.07.2009 – Sonnabend
I Fire, Police In Dub, Ranking Roger, Martin Jondo, Alborosie & Special Guest, Tiken Jah Fakoly, Junior Kelly, Buju Banton, Bunny Wailer & His Solomonic Reggaestra
05.07.2009 – Sonntag
Howie Blendah, U-Roy, Pablo Moses, Baaba Maal, Sly & Robbie Taxigang feat. Bitty McLean, Groundation, UB 40
06.07.2009
Abreise – Montag
Genug der Vorrede und hinein ins Geschehen.
Mittwoch – 01.07.2009
Obwohl der Zeltplatz erst ab Donnerstag im Eintrittspreis enthalten ist, nimmt es ein Großteil der Massive in Kauf schon vorher anzureisen und dafür eine zusätzliche Gebühr zu entrichten, um vielleicht seinen Wunschzeltplatz zu bekommen. Der außerhalb liegende PKW-Parkplatz ist ein gravierendes Stück weiter weg vom Zeltplatz als die Jahre zuvor. Die Ausschilderung von der Autobahn bis hierher ist wieder vorbildlich ausgeführt. Als wir gegen 14:00 Uhr dort eintreffen ist noch nicht allzu viel Betrieb. Das Einweisungspersonal auf dem Parkplatz hat immer noch nichts dazu gelernt. Wie in einem der Jahre zuvor, will wieder einer der Einweiser, dass die Autos auf Stoßstangentuchfühlung heranfahren, was wieder zu Stress und Auseinandersetzungen führt. Hier sollte endlich mal angewiesen werden, dass ein gewisser Be- und Entladeabstand einzuhalten ist. Wir fahren also ein Stück weiter zu einem vernünftigeren Einweiser, der etwas von Parkordnung und erforderlicher Bewegunsgfreiheit versteht.
Nach endloser Schieberei unseres Plattformwagens kommen wir am früheren Parkplatz vorbei, der zurzeit noch ein Maisfeld ist. Wir haben schätzungsweise einen 1-2 Kilometer weiteren Transportweg.
Dem noch nicht genug, ist die Zuwegung über die Oranjehofstraße in Richtung P2 nur mit Campingbändchen und ohne Gepäck erlaubt. Einziger Zugang zum Zeltplatz ist an der Neusser Landstraße über P3 am Freibad – egal wohin man will. Also müssen alle mit Sack und Pack erst einmal mit der Kirche ums Dorf ziehen. Unseren früheren Zeltplatz können wir uns aus dem Kopf schlagen. Ausgeschlossen unser Gepäck die Sandwege bergauf und bergab am Ufer des Sees entlang zu karren. Wir sind jetzt schon weiter und länger als sonst unterwegs. Wir nehmen also die erst beste Lücke zwischen Freibad und P2. Dabei haben wir noch großes Glück. Längst ist hier alles zu schätzungsweise 90% besetzt. Es gibt viele Zelte, die allerdings leer sind. Inzwischen gibt es Leute, die schon vor den Straßensperrungen hierher kommen und ganz bequem mit ihren Zelten bis zum See heranfahren, diese aufbauen und dann wieder verschwinden. Erst zum Festivalbeginn kommt dann auch Leben in die leeren Zelte oder sie verschwinden vereinzelt wieder. Für entfernt anreisende Festivalbesucher ist das allerdings keine Alternative. Andere wiederum vermieten ihre Zelte, gegen was auch immer. Die Chancen für seriöse Camper, die sich an die allgemeinen Regeln halten, werden von Jahr zu Jahr ungünstiger. Hier wird man sich irgendwann etwas einfallen lassen müssen.
Nur im Freibad wurde konsequent Platz frei gehalten. Zum ersten Mal in diesem Jahr konnte man für den Freibadbereich gegen ein zusätzliches Entgelt vorreservieren. Die frühere gut gemeinte Regelung „für Familien mit Kindern“ oder „ältere und ruhebedürftige Personen“, funktionierte bisher nicht. Der Platz war immer voll. Viele schmissen ihre Sachen einfach über den Zaun oder wickelten das Einlasspersonal so lange ein, bis sie passieren konnten, und für die der Platz gedacht war, war letztendlich kein Platz mehr da. Heute allerdings gähnende Leere im Freibad und konsequente Kontrollen. Der Platz wird erst am Donnerstag geöffnet.
Auf dem übrigen Gelände ist alles bestens vorbereitet. Die Toilettenanlagen sind dieses Jahr sogar an vielen Stellen mit Wassercontainern ausgestattet, die lange Wege zu den Zapfstellen am P2 vermeiden.
Auffallend auch die emsige Wartung der Toiletten durch die diesjährig beauftragte Firma. Das war nicht immer so.
Donnerstag – 02.07.2009
Früh am Morgen sind die Flächen am Freibad tatsächlich immer noch leer. Etwas später dann hallt ausgelassener Jubel über den See und die ersten Camper stürmen über die jungfräuliche Wiese und wissen vor lauter Angebot gar nicht so recht wo sie ihr Zelt aufschlagen sollen. Langsam füllt sich das Gelände nun auch dort. Gegen Abend sind aber immer noch freie Plätze zu erkennen.
Die Verpflegungs- und Partystrecke zwischen Freibad und P2 ist in diesem Jahr verschwunden. Dafür wurde direkt auf dem P2 einiges getan. Ein riesiges zentrales Partyzelt wurde errichtet, was nahezu allseitig offen ist und so ein ordentliches Klima im Inneren garantieren wird. Die verschiedenen Partyzelte auf dem Zeltplatzgelände sind damit Geschichte. Die Verpflegungsstände sind nicht mehr so umfangreich und vielseitig wie sonst. Das afrikanische Angebot dürfte sich auch verringert haben. Der Atmosphäre ist das sicher ein wenig abträglich. Allerdings sind ansonsten auf dem befestigten P2 natürlich entschieden bessere Bedingungen als auf dem Zeltplatz, wo es früher öfter zur Staub- oder Schlammschlacht kam.
Am P3 wurde eine Be- und Entladespur für die Camper eingerichtet. Das ist eine sehr gute Idee.
Etwas verwirrend sind die dazwischen angebrachten Halteverbotsschilder. Ob man das mit Parkverbot verwechselt hat? Das ergibt ja sonst keinen Sinn. Nutzen kann man diese Spur allerdings nur, wenn man im größeren Personenkreis anreist. Immerhin muss jemand auf das Gepäck aufpassen, wenn das Auto weggebracht oder die erste Fuhre auf den Zeltplatz geschafft wird. Anders geht es nicht.
Ab 20:00 Uhr ist große Welcome-Party im großen Zelt auf dem P2. Wie erwartet eine tolle Sache – Platz für Alle, ordentliches Zeltklima, sauberes Umfeld und natürlich Reggae auf die Ohren bis zum abwinken.
Freitag – 03.07.2009
„Es naht ein schweres Gewitter! Bitte verlassen Sie das Wasser!“, verkünden die Rettungsboote, die kurz vor Mittag an den Ufern des Sees entlang gleiten. Das lässt nicht lange auf sich warten und grelle Blitze fahren krachend zur Erde nieder. Mit Jubel und Beifall wird dies aus den Zelten erwidert und ein nachfolgender Regenguss bringt angenehme Abkühlung. Man könnte glauben, dies wäre auf Bestellung eingetreten. Pünktlich zur Eröffnung der Festivalinsel ist der Regen vorüber und für den Rest des Tages sollte angenehmeres Wetter folgen.
Am Haupteingangsbereich laufen die Kontrollen etwas angenehmer ab als früher. Immerhin gibt es dieses Jahr wegen einem Notgetränk im Gepäck keine Probleme.
Die Programmverteilung auf den Bühnen stellt sich zumindest für uns als gut gelungen dar. Aufwendige Bühnenwechsel mit Platzverlust werden nicht nötig sein. Überschneidungen von wichtigen Roots-Größen, die uns am Herzen liegen, gibt es nicht. Spätestens mit dem Auftritt von Glen Washington wird die Green Stage unser heutiger Standort bleiben. Bis dahin bleibt noch Zeit ein wenig im lockeren Publikum zu pendeln.
Auf der Red Stage eröffnet Jaqee als erste das diesjährige Summerjamprogramm. Jaqee kommt aus Göteborg und stammt aus Uganda. Seit mehr als 5 Jahren ist sie in der skandinavischen Szene von Soul, Hip-Hop, Punk und Reggae zu finden. Seit Juni diesen Jahres ist ihr drittes Album „Kokoo Girl“ auf dem Markt. Mehr Infos gibt es unter www.myspace.com/jaqee oder www.jaqee.com.
Im Anschluss gibt es Reggae aus der Schweiz mit Phenomden & The Scrucialists auf der selben Bühne. Er kommt nicht nur aus der Schweiz, sondern singt seine Riddims auch in Schweizerdeutsch. Phenomden letztes Album „Gangdalang“ (übersetzt: Geh da lang) ist letztes Jahr erschienen. Darauf zu hören ist auch die Zusammenarbeit mit Rebellion The Recaller „Vill Lüüt“. Weitere Infos zu Phenomden gibt es unter www.myspace.com/phenomden und zu den Scrucialists unter www.scrucialists.com.
Mittendrin wandern wir ab in Richtung Green Stage, um von den zeitgleich auftretenden The Busters auch noch einen Eindruck mitzunehmen. The Busters kommen aus Deutschland und präsentieren in erster Linie Ska. Deren aktuelles Album "Double Penetration" ist eine Doppelscheibe und beinhaltet eine CD und eine DVD, die vom Inhalt her nicht identisch sind. Hier die Webadressen für weitere Informationen: www.myspace.com/thebustersonline und www.thebusters.com
Als nächsten Artist des Nachmittags kündigt Ganjaman mit Glen Washingon den ersten jamaikanischen Reggae-Star an, der zurzeit allerdings in den USA lebt.
Sein Aussehen hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Ursprünglich ohne Haare, hat er sich inzwischen Dreadlocks zugelegt.
Glen Washington hat in der Zeit von 1998 bis 2002 neun verschiedene Auszeichnungen im Soca und Reggae abgeräumt. Sein Debütalbum „Brother To Brother“ kam 1997 heraus. Inzwischen zieren 14 Alben seine Discography, die vorerst mit „Wanna Be Loved“ endet. Glen Washingtons erinnert stimmlich ein wenig an Beres Hammond und liefert sehr melodischen und ruhigen Reggae ab.
Alle seine Titel stammen aus eigener Feder. Neben Sänger und Songschreiber ist er aber auch noch Drummer, was er während seines Auftritts auch belegt und Sam Gilly von der House Of Riddim Band eine Pause einlegen kann. Mehr zu Glen Washington findet man unter www.myspace.com/glennwashington und www.glenwashington.net.
Danach gibt es mit Danakil einen französischen Act auf der Green Stage. Die Band Danakil ist zum ersten Mal beim Summerjam. Deren aktuelles Album aus diesem Jahr ist eine CD/DVD-Kombination und heißt "Live au Cabaret Sauvage". Danakil präsentiert sich auf der Bühne überwiegend mit Roots-Reggae. Die Erscheinung von Frontsänger Balik könnte einen glatt ein wenig an Jahcoustix erinnern.
Mehr zu Danakil unter www.myspace.com/danakilweb und www.danakilweb.com.
Nächster Act ist Freddie McGregor, der im Vorprogramm von zwei jüngeren Sängern unterstützt wird.
Einer davon ist sein Sohn Chino. Die beiden Vorsänger übernehmen den Dancehall-Part der Bühnenshow, bevor Freddie McGregor mit gewohnten Lovers-Rock und Roots and Culture die Massive begeistert. Freddie ist bereits seit über 45 Jahre im Geschäft und hat in dieser Zeit über 30 Alben auf den Markt gebracht. Ein ausführliches Concert Review vom 05.02.2008, welches weitere Informationen zu Freddie McGregor enthält, gibt es unter Anderem bei www.reggaeinberlin.de.
Danach tritt mit Horace Andy eine weitere Legende aus Jamaica auf. Horace Andy wurde als Horace Hindes 1951 in Kingston geboren und begann seine Karriere Anfang der 70-er Jahre bei Coxsone Dodd im Studio One. Seine gewöhnungsbedürftige und nicht alltägliche Stimme brachte ihm auch den Spitznamen „Mr. Sleepy“ ein. Ihn stört das allerdings weniger und er stellt sich oft selbst mit Horace „Sleepy“ Andy vor. Ungeachtet dessen gibt es aber mit Horace Andy Roots-Musik vom Feinsten. Bisher gib es über 30 Alben von ihm auf dem Markt. Eines der vorjährigen guten Alben ist „Horace Andy On Tour“. Das bisher letzte diesjährige Album heißt „Inspiration Information 2“, eine Zusammenarbeit mit dem britischen DJ und Producer Ashley Beedle, was aber in eine andere ungewohnte Richtung geht. Mehr Infos zu Horace Andy gibt es bei: www.myspace.com/horacesleepyandy und www.myspace.com/mrhoraceandy
Als krönenden Abschluss des Abends gibt es dann mit Anthony B einen der besten Vertreter des Modern-Roots-Reggae. Seit 1996 Anthony B-s Debütalbum „Real Revolutionary“ in der Reggaewelt einschlug sind 12 Jahre vergangen und im Durchschnitt jährlich zwei neue Alben herausgekommen.
Sein aktuelles diesjähriges Album heißt „Rise Up“ und ist wieder ein wenig rootsiger und damit besser, als das vorjährige Album „Life Over Death“.
Im Vorprogramm von Anthony B präsentiert sich erst einmal Cutty Corn, der allerdings vor dem Haupt-Act des Abends, kaum eine Chance hat, sich ins rechte Licht zu rücken. Unabhängig davon ist aber auch die Bühnenausleuchtung nicht gerade günstig und das Publikum wird mehr vom Licht getroffen als die Artists selbst. Man wird öfter regelrecht geblendet und kann kaum die Bühnenakteure erkennen. Trotz Allem ist der anschließende Auftritt von Anthony B wieder einmal der optimale Genuss. Etwas unverständlich allerdings, warum die überall angekündigte Rockpalast-Filmcrew nicht vor der Bühne zu sehen war. Immerhin ist Anthony B einer der Besten und kein annähernd vergleichbarer Artist zeitgleich auf der anderen Bühne zu sehen, den man ihm gegenüber unbedingt den Vorzug geben müsste. Ich will nicht hoffen, dass man dafür einen Künstler gefilmt hat, der sich sogar schon öffentlich mit näselnder Stimme über „Roots-Scheiß“ (!!) ausgelassen hat und damit viele Reggae-Fans vor den Kopf gestoßen hat.
Mehr Infos zu Anthony B gibt es unter www.anthonybmusic.com. Ein ausführliches Concert Review vom 29.10.2008, welches weitere Informationen zu Anthony B enthält, gibt es unter Anderem bei www.reggaeinberlin.de.
Sonnabend – 04.07.2009
Der morgendliche Ausblick auf das Strandbad lässt immer noch freie Plätze erkennen. Für Spätankommende gibt es also immer noch, gegen entsprechendes Geld, dem Geschehen nahe liegende Zeltplätze.
Der Sonnabend ist wie immer der Höhepunkt des Festivals. Die ursprüngliche Running-Order hat sich sogar aktuell noch verbessert. Auf der Green Stage wird Madcon nicht auftreten und dafür Ziggi kommen. Auf der Red Stage wurde Barrington Levy gegen Alborosie ausgetauscht, und somit ein weiteres Highlight engagiert.
Vor der Show treffe ich im Gelände Keith Destiny Waldron, der privat hier ist und sich gerade bei Andrew Murphy vorstellt. Keith ist Reggae-Musiker, Songwriter und Sänger, stammt aus T&T und versucht hier etwas Werbung für sich zu machen. Er hat bereits drei Alben veröffentlicht. Sein aktuelles Album heißt „No Hiding Place“. Mit ein paar Fotos und einem Link zu seiner Website werde ich sein Anliegen selbstverständlich unterstützen. Weitere Informationen von Keith Destiny Waldron gibt es unter www.myspace.com/keithdestiny.
Der heutige Startschuss fällt auf der Green Stage mit der neunköpfigen I Fire Band aus Hamburg. Mit unterschiedlichen Sängern können sie immer ein recht vielseitiges Programm anbieten und werden oft als die Nachfolger von Seeed angesehen bzw. mit denen verglichen. Das hat nicht nur mit der Bandgröße und der Sängeranzahl zu tun. Wer I-Fire einmal gesehen hat, wird schnell von ihnen überzeugt sein. Mehr Infos gibt es unter www.myspace.com/ifire und www.i-fire-sound.com.
Als nächster und dauerhafter Standort für heute ist allerdings die Red Stage eingeplant, wo sich am Nachmittag einige der besten Artists das Mikro weiter reichen werden. Zeitiges Kommen sichert gute Plätze! Auf der Bühne ist gerade Police In Dub in Aktion, die sich mit Dub- und Reggaeversionen von Police einen Namen gemacht haben. Als Special Guest tritt Ranking Roger auf. Police In Dub ist eine deutsche Gruppe mit Mitgliedern aus Hamburg und Köln. Ranking Roger kommt aus Großbritannien.
Weitere Infos unter www.myspace.com/policeindub und www.myspace.com/rankingroger1.
Im Anschluss tritt Martin Jondo auf. Martin Jondo ist in Berlin als Sohn eines deutschen Vaters und einer südkoreanischen Mutter aufgewachsen. Seine musikalische Karriere begann im Jahr 2001 als er seinen ersten Song „Der Rebell“ schrieb. Einige Jahre später hat er mit „Rainbow Warrior“ einen Hit gelandet und brachte 2006 sein Debütalbum „Echo & Smoke“ heraus. Mit „Pure“ hat er sein neuestes Album am Start, welches ein Akustikalbum ist und somit den Eindruck vom diesjährigen Summerjam-Auftritt gut wiedergibt. Er hat für seinen Auftritt nur noch einen weiteren Musiker mit Gitarre mitgebracht hat. Zur Website von Martin Jondo geht es hier www.myspace.com/martinjondo.
Nach Martin Jondo gibt´s das erste große Highlight des Tages. Alborosie, der aus Italien stammt und nun in Port Antonio von Jamaica lebt, stellt zurzeit mit den besten Roots-Reggae der Insel auf die Beine. Er macht den Jamaicanern vor, was die einst konnten und über die Jahre schon streckenweise vergessen haben. Viele Stücke erinnern an den Klangkörper von Black Uhuru und Sly & Robbie. Mit seinem vorjährigen Debütalbum „Soul Pirate“, auf das die Massive schon jahrelang gewartet hatte, gab es eine erste Auswahl aus seinen zahlreichen Hits. Auch sein zweites Album aus diesem Jahr „Escape From Babylon“ hat noch nicht den Pool der Vorjahre ausgeschöpft. Bisher bereits als instrumentales Genie bekannt, das viele Instrumente im Studio selbst einspielt, beginnt er nun sogar den Style anderer Artists zu kopieren. So glaubt man auf dem neuen Album, oberflächlich hingehört, Artists wie Michael Rose, Buju Banton und Andere zu hören, obwohl sie nicht wirklich dabei sind.
Eröffnet wird die Show von einer jungen Sängerin, die für allgemeine Begeisterung sorgt. Einerseits perfekt zurechtgestylt sorgt sie für Beschäftigung bei den Fotografen und überzeugt andererseits zusätzlich die Massive noch mit ihrer Stimme. Selten das ein Vorsänger oder eine Vorsängerin für solch eine Begeisterung sorgt. Man darf gespannt sein, was man von ihr noch hören und sehen wird. Alborosie folgt dann natürlich mit einem Hit nach dem anderen. Die Stimmung vor der Bühne ist auf dem Höhepunkt angelangt. Wieder kein Fernsehteam dabei! Offenbar sind viel zu viele Ganja-Tunes dabei. Einen anderen Grund kann man sich zumindest einfach nicht vorstellen.
Weitere Infos zu Alborosie gibt es unter www.myspace.com/alborosie.
Das nächste Highlight kommt mit Tiken Jah Fakoly von der Elfenbeinküste, ein Staat in West-Afrika.
Tiken Jah ist einer der besten Reggaekünstler aus Afrika. Er ist 1968 beim Stamm der Malinke geboren. Mit 20 Jahren entdeckte er dann den Reggae für sich. 1996 kam Tiken Jahs erstes Album „Mangercratie“ heraus, dem bis heute fünf weitere Alben folgten. Sein letztes Album heißt
"L'Africain". Inzwischen ist Frankreich seine zweite Heimat geworden, was sich an den auffallend zahlreichen französischen Fans vor der Bühne bemerkbar macht. Die afrikanische Massive ist nicht so stark vertreten wie sonst, die Stimmung aber trotzdem genau so mitreißend.
Mehr zu Tiken Jah Fakoly unter www.myspace.com/tikenjah und www.tikenjah.net.
Mit Junior Kelly gibt’s nach einer kurzen Umbaupause den nächsten Knaller des Tages. Erst vor ein paar Monaten war er auf Europatournee und hat dabei auch 6 deutsche Städte besucht. Heute tritt er mal mit offenen Haaren auf und versteckt sie nicht unter einem Tam oder Turban. Junior Kellys Hitliste ist lang. Er hat nicht nötig das Programm mit unbekannten Sachen aufzufüllen. Junior Kelly lässt der Massive kaum Zeit zum Luftholen und schiebt immer wieder neue Hits nach. Er versprüht gute Laune und breites Lachen ohne Ende. Wer ihn näher kennt wird allerdings wissen, dass dies überwiegend nur Show ist. Er war auch der einzige Artist der alle drei Pressekategorien (Foto, Video, Pressekonferenz) auf der Infotafel streichen ließ. Das Fotoverbot ließ sich aber letztendlich nicht wirklich umsetzen. Mit „Smile“ weckte dann Junior Kelly den Sicherheitsdienst auf, der bisher kaum etwas zu tun hatte. Junior Kelly sprang zum Jubel der Massen in den Pressegraben und stürmte an der ersten Sicherheitsabsperrung entlang. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Mehr Infos zu Junior Kelly und ein umfangreiches Concert Review vom 30.03.2009, gibt es bei www.reggaeinberlin.de
Nur Buju Banton kann als nächster Act die Stimmung noch toppen. Das liegt daran, das Bujus beeindruckende Stimme viele Jahre beim Summerjam nicht zu hören war. Die Massive begrüßt ihn daher ausgelassen und glückselig. Buju kann es kaum glauben, bei vielen seiner Stücke kann er eine Pause einlegen, da das Publikum lautstark den Text übernimmt. Bujus neuestes Album heißt „Rasta Got Soul“ und ist ein reines Roots-Album. Auch davon gibt es einige Kostproben. Das Fernsehteam ist auch endlich mal wieder im passenden Moment zur Stelle. Das macht Hoffnung auf schöne Erinnerungen am Fernseher, obwohl viel zu wenig Titel aufgenommen werden. Aber immerhin – besser als gar nichts. Die Fernsehaufnahmen haben einen günstigen Nebeneffekt. So wird wenigstens mal der Artist und nicht nur das Publikum angestrahlt. Bujus Performance ist atemberaubend und Kräfte zehrend bis zum Schluss. Er gibt Alles für die Summerjam-Massive. Er braucht hier allerdings niemand zu überzeugen oder zurückgewinnen, keiner hat ihn vergessen. Mehr Infos zu Buju Banton und ein umfangreiches Concert Review vom 07.06.2009, gibt es bei www.reggaeinberlin. Interview mit Buju Banton gibts auch auf der seite www.reggaeinberlin.com/interviews/buju-banton-interview.html
Zum Abschluss des Abends kündigt Andrew Murphy den „Emperor of Reggae“ an. Nun das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber die Legende hat Bunny Wailer auf alle Fälle auf seiner Seite.
Immerhin ist er der letzte lebende Original-Wailer und weckt viele Erinnerrungen an Bob Marley und Peter Tosh. Es wird Zeit, dass wir ihn nun auf dem Summerjam erleben können. Vor vielen Jahren sollte er schon einmal kommen. Das Konzert fiel aber aus und Andrew drückte sich vor einer genaueren Erklärung zu den Gründen. Bunny Wailer tritt wieder mit dem typischen zum Stirnband umfunktionierten traditionellen Jamaica-Gürtel mit Löwenkopf auf. Seine mächtigen Dreads hat er auf dem Kopf zu einem Turban gebunden. Über seinem weißen Anzug hat er eine blau-gelbe Häkeljacke angezogen, die ein wenig unpassend wirkt und an Omas selbst gehäkelte Sofakissen erinnert.
Passend zu seinem Legendenstatus gibt´s natürlich alte Klassiker der Wailers, Stücke von Bob Marley und viele seiner eigenen Hits. Bei Peter Tosh seinem Hit „Legalize It“ packt das bis dahin agierende Fernsehteam wieder sein Equipment zusammen, obwohl das Konzert noch längst nicht am Ende ist.
Das ist sicher kein Zufall. Man kann es auch übertreiben. Es gibt genügend Filmproduktionen, wo dieser Titel im Original zu sehen ist. Weitere Infos zu Bunny Wailer gibt es z. B. unter www.myspace.com/bunnywailer1.
Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende, zumindest auf den beiden Bühnen der Festivalinsel. Ansonsten ist überall noch Party angesagt, auf der Insel und auf dem Zeltplatz. Aus jeder Ecke dröhnen die unterschiedlichsten Riddims, Trommeln und Gesänge. Im großen Partyzelt auf P2 ist Jamaica-Feeling pur angesagt. King C Red leitet dort, als einen Programmpunkt des Abends (Nacht), die Wahl der Dancehall-Queen vom diesjährigen Summerjam. Wer das in Jamaica schon einmal erlebt hat, weiß was da abgeht. Einfach unglaublich was die Mädels da für Bewegungen aus sich herausholen.
Auch auf dem Zeltplatz ist man erfinderisch. Ein paar Zeltstangen dienen kurzerhand als Wegesperre und mit passender Musik wird gleich eine Limbo-Party ins Leben gerufen. Genügend Teilnehmer gibt es, da das Begängnis auf den Wegen noch ungebrochen und ein Ausweichen durch die Zelte kaum möglich ist. Ja wenn man nicht das sonntägliche Bühnenprogramm verschlafen möchte und nicht auch noch vorher den ersten Gepäcktransport zu erledigen hätte, könnte man die Nacht noch lange zum Tage machen. Möglichkeiten gibt es genug.
Sonntag – 05.07.2009
Das erste überflüssige Gepäck wird zum Auto auf den weit entfernten Parkplatz gekarrt. Zum Glück ist der Abtransport über die Straße am P2 möglich und nicht wieder der Umweg über P3 am Freibad nötig. Für Hin- und Rückweg gehen knapp 1,5 Stunden drauf. Aber das nützt alles nichts, so sind wir am Montag schneller und schaffen den Rest mit einer Fuhre.
Auf dem Zeltplatz ist schon wieder stellenweise Party. Eine Gruppe Bai Faal, die manch einer fälschlicher Weise für Rastas halten könnte, trommelt und tanzt was Hände und Füße nur hergeben.
Auch auf dem See schwimmt eine Plattform mit trommelnden Afrikanern am Ufer entlang und die Camper am Strand tanzen dazu. Alle Eindrücke möchte man in sich aufsaugen, aber man kann kaum überall zugleich sein. Es ist auch nicht mehr viel Zeit bis zum Bühnenprogramm auf der Insel.
Schlaf und jeder Weg will eben gut überlegt sein, wenn man so viel wie möglich erleben will. Ohne Kompromisse mit sich selbst, kommt man kaum ohne Stress durchs Festival.
Heute wird ausschließlich die Red Stage unsere Heimat sein. Zum ersten Act am Sonntag ist das Publikum noch nicht so zahlreich vertreten. Das ist nichts Neues. Howie Blendah ist der erste am Start und muss die undankbare Position der heutigen Eröffnung ausfüllen. Er stammt aus Jamaica, ist Jahrgang 1953 und heißt bürgerlich Joseph Williams. Sein aktuelles Album heißt „Know Your Roots“ und ist 2008 erschienen. Seine Backing-Band ist die Soul Fire Band aus Deutschland. Begeisterungsstürme kann er der Massive nicht entlocken. Ausführliche Infos zu Howie Blendah sind schwer zu finden. Zur Soul Fire Band gibt es Informationen unter www.myspace.com/soulfirebackingband.
Aber danach geht es mit U-Roy schon in die Königsklasse. U-Roy wurde 1942 als Ewart Beckford in Kingston geboren. 1961 begann U-Roy seine Karriere als DJ, wurde im Laufe der Jahre der erste DJ-Superstar und gilt heute als „Father Of Deejaying“. Nachfolgende große DJ-s der 70-er Jahre wie I-Roy und Andere verdankten ihren Erfolg der Nachahmung von U-Roys Style. Seit 1969 begann U-Roy auch eigene Aufnahmen zu machen. Inzwischen sind 17 eigene Alben auf dem Markt und eine Vielzahl von Compilations. Sein bisher letzten Alben sind „Rebel In Styylle“ und „Show Time“, letztere eine CD/DVD Doppelscheibe, aus dem Jahr 2003. Die vorangegangenen Alben „Serious Matter“ und „Now“ sind aber deutlich empfehlenswerter. Mit Hits wie „O.K. Fred“, ursprünglich von Errol Dunkley, stellt er das eindrucksvoll der Massive unter Beweis. Bei der Band sind aber leider keine Bläser dabei, die bei U-Roys Musik an vielen Stellen nötig wären. Sein Auftritt ist leider auch etwas kurz geraten, was aber zu erwarten war, da er gemeinsam mit Pablo Moses als Programmpunkt angeführt ist. Weitere Infos zu U-Roy gibt es unter Anderem bei www.myspace.com/uroyreggae.
Der Übergang zu Pablo Moses erfolgt nahtlos und ohne Umbaupause. Auch Pablo Moses, der als Pableto Henry in Jamiaca geboren wurde, ist mit Jahrgang 1948 ein Veteran des Reggae. 1975 brachte er mit „Revolutionary Dream“ sein erstes Album heraus. Gemeinsam mit den nachfolgenden Alben „The Song“ und „Pave The Way“ kamen damit seine bisher besten Alben auf den Markt. Sein letztes Album liegt schon über 10 Jahre zurück. Ein neues Album soll aber bald folgen. Man darf also noch gespannt sein auf neues Material. Pablo Moses bringt mit seiner unverwechselbaren Stimme viele Hits in die Erinnerung der Massive zurück. Auch Andrew Murphy ist sichtlich erfreut, diese Musik wieder einmal live hören zu können. Infos zu Pablo Moses gibt es unter www.myspace.com/pablomosesofficial.
Nach Pablo Moses geht es wieder in die Umbaupause und mit Baaba Maal folgt ein rein traditionell afrikanisches Programm aus dem Senegal. Der Schwerpunkt der Darbietung liegt überwiegend auf reine Trommelmusik. Was anfangs noch mitreißend war, wird auf die Dauer zur Geduldsprobe, wenn man stundenlang kein anderes Instrument hört. Schade um den Auftritt, da Baaba Maals Musik eigentlich bedeutend vielseitiger ist. Meine Erwartungen an diesen Auftritt erfüllten sich nicht so recht. Mehr Infos zu Baba Maal gibt es unter www.myspace.com/baabamaal und http://www.afromix.org/html/musique/artistes/baaba-maal/index.en.html.
Nächster Programmpunkt Sly & Robbie Taxigang feat. Bitty McLean. Die gebürtigen Jamaicaner Sly & Robbie besitzen ähnlichen Legendenstatus wie Bob Marley. Sie sind die beste Drum- & Basskombination die es weltweit gibt. Vielfach auch bekannt als „Rhythm Twins“ oder mit einer Mischung aus ihren Namen und den Instrumenten „Sly Drumbar & Robbie Basspeare“. Mit ihren Kompositionen trugen sie wesentlich zur Entwicklung des Reggae bei und dürften insgesamt auf mehr Platten vertreten sein als alle anderen jamaikanischen Musiker zusammen. Die Liste der Künstler ist lang, für die Sly und Robbie als Produzenten und Musiker mitgewirkt haben. Namen wie Lee Perry, Bob Marley, Peter Tosh, Buju Banton, Tiken Jah Fakoly, U-Roy, Jimmy Cliff, Junior Delgado und viele Andere haben mit Sly und Robbie hervorragende Arbeiten abgeliefert. Am bekanntesten dürfte aber die Zusammenarbeit mit Black Uhuru sein, als sie mit ihnen weltweite Erfolge feierten und ganze Stadien füllten. Aber auch für Künstler aus dem Nicht-Reggae-Bereich sind sie immer wieder begehrt. Da gibt es Produktionen mit Robert Palmer, Bob Dylan, Joe Cocker, Mick Jagger und vielen Anderen. Mit Sinéad O`Connor, schufen sie im Jahre 2005 das Album „Throw Down Your Arms“, was als bestes Reggae-Album des Jahres angesehen wurde. Und das mit einer Künstlerin die nie zuvor auf dem Gebiet des Reggae aktiv war. Die Kompositionen von Sly & Robbie haben immer einen besonderen Klang und sind in der Regel zwischen anderen Produktionen herauszuhören.
Heute nun stehen sie mit Bitty McLean gemeinsam auf der Bühne. Ihr aktuelles gemeinsames Projekt heißt „Movin´ On“. Bitty Mc Lean ist Jahrgang 1972 und in England geboren. Als Vertreter des „Lovers Rock“ präsentiert er einen sehr ruhigen und melodischen Reggae. Seinen Durchbruch in England feierte er bereits in den Jahren 1993 und 1994. Inzwischen gehen sechs Alben auf sein Konto.
Bitty McLean singt gewohnt softig und Robbie steuert sogar ein paar Zeilen bei.
Der letzte Titel von Bitty McLean ist die richtige Überleitung zu Groundation, die mit kräftigem Roots-Sound das Programm nach einer Umbaupause fortsetzen. Groundation kommt aus Kalifornien und wurde erst 1998 von Marcus Urani, Ryan Newman und Harrison Stafford gegründet. Inzwischen gibt es neun Alben von ihnen auf dem Markt. Die aktuelle diesjährige Scheibe heißt „Here I Am“.
Der Reggae von Groundation hat durch Jazzeinflüsse einen unverkennbaren eigenen Style entwickelt.
Auch die Stimme von Harrison Stafford ist unverwechselbar und für manche aber auch gewöhnungsbedürftig. Bühnenshow und Klang sind absolut perfekt. Unverzichtbarer Bestandteil sind wiederum die Backgroundsängerinnen, die mit Tanz und Mimik mehr Blicke auffangen als die übrigen Bandmitglieder. Kerry-Ann Morgan ist dieses Mal zwar wegen einem Soloprojekt nicht dabei, aber die dafür engagierte Stephanie Wallace ist mit ihrem Tanzstil und Gesichtsausdruck der perfekte Ersatz. Man könnte nicht sagen wer von ihnen besser ist. Beide gemeinsam auf der Bühne wäre wohl die Vollendung des perfekten Bühnenbildes. Den Abschluss der Show gibt es später mit dem gewaltigen Knaller „Freedom Taking Over“ vom Album „Hebron Gate“ an dem Don Carlos und die Congos mitgewirkt haben und hier von Groundation stimmlich gut imitiert werden. Jammerschade, dass hier wiederum das Fernsehteam gefehlt hat. Wer hat den Rockpalast nur beraten?!
Zwischendurch treffen wir noch Sebastian Sturm, der dieses Mal das Festival ganz privat genießt.
Seine Bühnenshows sind ebenfalls immer ein Erlebnis. Er bietet konsequenten Roots-Reggae und erinnert in verschiedenen Situationen oft ein wenig an Bob Marley. Wer es bisher noch nicht geschafft hat, seinen Auftritt zu genießen, sollte sich dies unbedingt für ein nächstes Mal vormerken. Sein aktuelles Album heißt „One Moment In Peace“. Mehr Infos unter www.myspace.com/sebastiansturm.
Bei der anschließenden Pressekonferenz mit Groundation treffen wir die Gründungsmitglieder Marcus
Urani und Harrison Stafford, die sich aufgeschlossen den Fragen der Anwesenden stellen. Einige Fragen der Journalisten sind zwar etwas ungelungen und zeugen von mangelhafter Vorbereitung, aber insgesamt ist es trotzdem ein recht informativer Termin geworden.
Von Harrison Stafford erfahren wir unter Anderem, dass er bereits während seiner Kindheit von Joseph Hill inspiriert wurde und so sein Interesse für den Reggae geweckt hat. Das Joseph Hill noch vor Bob Marley genannt bzw. Bob Marley gar nicht erwähnt wird, ist schon nicht ganz alltäglich. Besonderen Wert legt Harrison Stafford darauf, dass die Musik von Groundation nicht nur ihm zugeschrieben wird. Er meint dazu, dass die Ideen immer von jemand anders kommen und die Band so lange daran mit weiteren Ideen arbeitet bis es perfekt ist. Auch sieht er nicht wie allgemein üblich einzelne Titel als den Hit. Für ihn zählt immer das gesamte Album als ein Kunstwerk.
Es gibt selten einen freundlicheren und aufmerksameren Menschen wie Harrison Stafford. Er erfüllt alle Wünsche der Anwesenden, ob das nun Fotos, Jingles, Autogramme oder die schriftliche Auflistung von Bandaufstellungen sind. Erst als keiner der Journalisten eine Idee mehr hat, wird im Einvernehmen aller Anwesenden die Pressekonferenz beendet. Harrison gibt gewissenhaft Acht, dass er auch jeden Anwesenden persönlich erwischt und sich von ihm verabschieden und ein paar persönliche Worte mit auf den Weg geben kann.
Weitere Informationen zu Groundation findet man unter www.myspace.com/groundation und www.Groundation.com.
Inzwischen ist mit UB 40 die letzte Show des Festivals auf der Red Stage im vollen Gange.
Keine Chance mehr eine ordentliche Position zu erreichen, wenn man nicht dreist sein will.
Der Pressegraben ist auch schon gesperrt, da die dafür vorgesehenen ersten drei Stücke längst vorüber sind. Das ist der Nachteil, dass sich Fototermine und Pressekonferenzen nicht so perfekt planen lassen, um jegliche Überschneidungen zu vermeiden.
UB 40 gibt es bereits seit 1978 und wurde von den Brüdern Robin und Alistair „Ali“ Ian Campbell gegründet. Mit ihren Reggae-Kreationen fanden sie auch Einzug in die Popkultur und sind so oft der erste Einstieg für Fans in das Reggae-Universum. Von 1980 bis heute hat die Band bereits über 20 Alben herausgebracht. Das bisher letzte Album ist von 2008 und heißt „Twentyfourseven“. Seit vorigem Jahr gab es einige Rangeleien in der Band, die auf finanzielle Unstimmigkeiten zurückgeführt werden. Als Ergebnis hat der gewohnte Sänger Ali Campbell und Keyboarder Michael Virtue die Band verlassen. Als neuer Sänger ist nun Duncan Campbell, ein Bruder von Robin und Alistair, am Start. Trotz Allem wird die Band gehörig von der Massive gefeiert, obwohl die Erinnerungen an die alten Klassiker ohne Ali Campbell, für mich nicht so den richtigen Wert haben.
UB 40 spielt bis in das Abschlussfeuerwerk hinein und sorgt für einen sanften Ausklang des Festivals.
Mehr Infos zu UB 40 unter www.myspace.com/ub40 und www.ub40.co.uk.
Nach der Show gibt es wie immer noch den ultimativen „Redemption Song“ von Andrew Murphy, bevor sich die Massive langsam und zögerlich zerstreut.
Im nächsten Jahr gibt es dann das 25-jährige Jubiläum des Festivals. Wir dürfen gespannt sein, was man sich dazu einfallen lässt. Wie wäre es denn einmal mit einer großen Black Uhuru Show, wo neben Michael Rose auch Junior Reid, Don Carlos und Andrew Bees nacheinander auftreten und jeweils ihre eigenen Hits präsentieren würden? Sly und Robbie natürlich eingeschlossen. Das wäre eine grandiose Show. Michael Rose ist zumindest gegenüber solchen Ideen aufgeschlossen. Wie die anderen Artists darüber denken, ist mir allerdings nicht bekannt.
Montag – 06.07.2009
Die gewohnten Nachwehen des Festivals sind im vollen Gange. Alles wird zurückgelassen, was nicht unbedingt notwendig oder beschädigt ist. Wer hier wohnt, könnte sich mit Campingausrüstungen eindecken ohne Ende. Auch die Leergutsammler haben wieder Hochkonjunktur und sind teils schwerer beladen als die abreisenden Camper. Da werden Bierkistentürme aus allen Regionen zusammengetragen. Wie man sich damit herzu nur abschleppen konnte? Es gibt auch ungleich leichtere Varianten Bier zu konsumieren. Der Shuttle-Service zum entfernten Parkplatz ist rege im Einsatz. In Richtung Parkplatz vermissen wir allerdings den Sicherheitsdienst. Immer wieder gibt es unvernünftige Autofahrer die die Zufahrten blockieren und entgegen der vorgegebenen Fahrtrichtung
den Gepäcktransporten entgegenkommen. Letztendlich ist sogar der Shuttle-Bus noch vor Erreichen des Parkplatzes blockiert, da wegen Falschparkern die Straße teilweise zugestellt ist. Diese Egoisten sollte man ganz einfach abschleppen lassen.
Wir sehen uns hoffentlich im nächsten Jahr wieder und verpasst bis dahin nicht die Mitschnitte vom Rockpalast!
Sendetermin: 16. auf 17.08.2009 (Sonntag zu Montag) auf dem WDR in der Zeit von 0:45 – 02:45 Uhr
Text: Peter Joachim
Fotos: Peter Joachim feat. Marion
Kontakt zum Autor unter: reggaestory@t-online.de.
Wer eines der genannten Alben benötigt, sollte sich auf die Suche bei www.irie-records.de begeben bzw. dort anfragen. Es gibt fast immer einen Weg.