Reggae in Berlin

TANYA STEPHENS Concert Review

Spätestens ihre Mitwirkung auf Seeeds Album „Music Monks“ dürfte auch in Deutschland den letzten Chiller aufgeweckt haben. Ihr „It´s A Pity“ auf dem Doctor´s Darling Riddim, ist wohl eine der bekanntesten und besten Versionen auf diesem Riddim. Mit dem im Jahr 2004 veröffentlichtem Album „Gangsta Blues“ hatte sie den bis dahin größten Erfolg. Aber im Jahr 2006 kommt mit „Rebelution“ eine weitere Arbeit auf dem Markt, die den Erfolg von „Gangsta Blues“ mehr als einstellen dürfte. Die Kritiken für dieses Album sind durchgängig positiv und könnten gar nicht besser sein. Da Tanya Stephens vielfach als Dancehall Artist beschrieben wird, sei an dieser Stelle nur einmal klargestellt, daß dies auf keinen Fall die gegenwärtige Hauptrichtung sein dürfte. Tanya schlägt viele ruhige Töne an, die schon teilweise dem Folk sehr nahe kommen und stellenweise damit fast ein wenig an Tracy Chapman erinnern. Vergleiche mit Dancehall Artists wie Lady Saw und Anderen sind meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Tanya Stephens dürfte längst in der Reggaefangemeinde eine weitere große Anhängerschar gefunden haben.

Gegenwärtig befindet sich Tanya Stephens auf Europatournee. Mit auf dem Programm stehen bzw. standen fünf deutsche Stationen. Am 25. Februar war Stuttgart, am nächsten Tag München an der Reihe. Danach ging es erst einmal außer Landes. Am 01.März war das Berliner Kesselhaus die nächste deutsche Station. Die letzten beiden deutschen Gigs werden am 07. März in Hamburg und am 08.03. in Dortmund stattfinden, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Das Tourmanagement in Deutschland wird wieder in bewährter Weise von der Contour Music Promotion GmbH getragen.

Doch nun zurück zum 01. März, an dem wir im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei ihre Show erleben durften. Im Vorprogramm erlebten wir Lizza, eine junge blonde Sängerin, die besonders stolz darauf war im Vorprogramm von Tanya Stephens auftreten zu können, da es Tanya war, die sie dazu inspiriert hat mit dem Singen zu beginnen. Sie präsentierte eine gute Mischung aus Reggae und Dancehall. Unterstützt wurde sie von Lou Large an den Plattentellern. Als guter Kontrast stieß dann noch Gunjah Deluxe hinzu, dessen Album „Freakshow“ kürzlich bei Grooving Smokers Music erschienen ist.
Das Kesselhaus war gut gefüllt, so daß man auch die Empore öffnen musste. Nach dem Vorprogramm rief die Massive bereits ungeduldig nach Tanya, da es noch eine Pause gab, die Mystic Roots mit Musik aus der Konserve überbrücken musste.

Endlich war es dann soweit und Tanya begann mit „Handle The Medley“ ihr Programm. Mit dem nächsten Tune „Boom Wuk“ (von Gangsta Blues) wardann die Massive bereits nicht mehr zu halten. Die Stimmung war kaum mehr zu übertreffen und der Lärm der Fans übertraf die stärksten Boxen auf der Bühne.

Wer die beiden letzten Alben kennt wird wissen, daß zwar nicht jeder Tune gleich nach Reggae klingt, aber beim Konzert war das völlig anders. Zum Rebelution Album gibt es noch eine DVD, auf der es sogar noch ruhigere Versionen nur mit Gitarrenbegleitung gibt.



Bei der Show war aber alles weitestgehend auf Reggae-Party ausgerichtet. Wer also denkt, mit den beiden Alben sei er genug bedient, wird eines Besseren belehrt. Weiter ging es mit „Good Ride“, „What´s Your Story“ und „Can´t Breathe”, alle drei Stücke vom Album „Gangsta Blues“. Tanya Stephens brachte einen gut ausgewogenen Querschnitt, der wohl jedem gerecht geworden sein dürfte. Der Tourname „Rebelution“ erweckt den Anschein einer Promotiontour zur Vorstellung ihres letztes Albums, aber davon waren die wenigsten Stücke vertreten. Die meisten Stücke waren vom Album „Gangsta Blues“. Wir können uns also weiterhin freuen auf die Erweiterung ihres künftigen Programms und dürfen bei der nächsten Tour wiederum nicht fehlen. Doch zurück zur Show, die mit „After You“, „Addicted“, „Rescue“, „Tek Him Back“, „What A Day“, „Little White Lie” …….. ihren weiteren Verlauf nahm.


Aber wir wollen der Massive in Hamburg und Dortmund nicht alles verraten. Laßt Euch das nicht entgehen. Besonders an die Adresse der Roots- und Reggaefans sei gesagt, lasst Euch nicht vom allgemeinen „Dancehall-Etikett“ abschrecken – Ihr werdet ausreichend bedient.
Höhe- und Schlusspunkt der Show war natürlich „It´s A Pity“, was es als Extended Version mit Soloeinlagen gab, während dessen Tanya ihre Band und die Backgroundsängerinnen (und Tänzerinnen) vorstellte. Den beiden Backgroundsängerinnen zuzusehen war eine Freude für sich, tolle Bewegungen und immer das schönste Lachen im Gesicht. Auch von der anderen Seite wurde Tanya vom Mann am Bass mit der besten Laune eingerahmt. Eine Show für sich konnte man auch hinter dem Schlagzeug sehen. Leider wird dies nicht für alle sichtbar gewesen sein. Der Mann verrichtete Schwerstarbeit. Man hätte glauben können, da sind mehr als zwei Arme und zwei Beine im Spiel. Letztendlich ist aber leider auch das schönste Konzert zu Ende. Nach „It´s A Pity“ gab´s zwar noch eine Zugabe, die einen Gang zurückschaltete, aber die Massive ließ sich schwer abkühlen. Keiner wollte im Anschluß so richtig gehen. Mystic Roots an den Plattentellern mußte also noch einmal ran und die Sache langsam ausklingen lassen.
Aber die nächste Reggae-Party kommt bestimmt. Schon hängen die nächsten Plakate im Kesselhaus mit Turbulence, Queen Ifrica, Gyptian, Lucky Dube .........


© Text und Fotos Peter Joachim


Mein besonderer Dank geht an das Berliner Kesselhaus und Thorsten von der Contour Music Promotion GmbH, die mit zum Gelingen dieser Story beigetragen haben.