Reggae in Berlin

YELLOWMAN & THE SAGITTARIUS BAND

YELLOWMAN & THE SAGITTARIUS BAND


“DEM A MAD OVER ME” TOUR 2009

17.11.2009 – YAAM Berlin



Das bedeutet, dass nur an einem einzigen Tag pausiert wird. Es geht kreuz und quer durch Europa. Großbritannien, Irland, Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien, Spanien, Schweiz, Tschechei und Österreich werden dem King huldigen können. Am 12.Dezember in Dortmund wird dann mit der Jamdown Party das große Finale gefeiert. Weitere Partygäste werden Mono & Nikitaman, sowie Jampara & The Batalion sein. Schwer zu glauben, wie das der von schwerer Krankheit und Schicksalsschlägen gezeichnete King bewältigt.

 

Yelloman wurde 1959 in Kingston von seinen Eltern ausgesetzt, da er als Albino zur Welt kam. Ursache dafür ist ein Land, in dem Andersartige denkbar schlechte Karten haben. Auf meine Frage nach seinem Geburtstag gibt Yellowman den 15. Januar an. Erwartet hatte ich eigentlich, dass auf Grund der Umstände seiner Geburt, das genaue Datum nicht bekannt ist. Er ist aber überzeugt an diesem Tage geboren und nicht aufgefunden worden zu sein. Aufgewachsen ist er dann in einem Kingstoner Waisenhaus. Kingston als unerschöpfliche Quelle jamaikanischer Musik, ging an Yellowman nicht spurlos vorbei. Musik wurde sein Lebensinhalt. Angefangen hat alles mit seinem besonderen Interesse für Deejays wie U Roy, I Roy und anderen. Ausgestattet mit großem Talent, unerschöpflicher Energie und einer riesigen Portion Selbstbewusstsein, eroberte er sich seinen Platz in der aufstrebenden Dancehall Liga. Sein Durchbruch kam 1979 mit der erfolgreichen Teilnahme am „Tastee Talent Contest“. Bereits 1982 kamen seine ersten erfolgreichen Alben auf den Markt. Der Rest ist Geschichte. Yellowman wurde der „King of Dancehall“, der besonders für seine Slackness Lyrics berühmt wurde. Yellowmans Dancehall-Style ist aber mit dem modernen Dancehall kaum vergleichbar. Teilweise geprägt mit schweren Bässen und mitreißenden Riddims steht er dem Roots-Reggae oft bedeutend näher, als die junge Dancehall-Generation der Gegenwart. Sein oft als Reggae-Rap bezeichneter Gesang, sowie eingeflochtene Dubelemente, geben seiner Musik einen unverwechselbaren Klang. Bis heute hat er über 50 Alben veröffentlicht, bei denen man kaum wegen der widersprüchlichen Angaben der Veröffentlichungsdaten, den korrekten Überblick behalten kann. Erschwert wird das Ganze noch durch Wiederveröffentlichungen auf CD-s, die mehr oder weniger sorgsam in den diversen Discographien eingearbeitet worden sind.





 

Ständiger Begleiter seiner Karriere ist eine Knochenkrebserkrankung, die schon zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn festgestellt worden ist. 1986 mussten bereits erste Knochenteile seines Kiefers der linken Gesichtshälfte entfernt werden, was sein Aussehen stark in Mitleidenschaft zog und leider auch seinen Gesang beeinflusste. Mit Beginn der 90-er Jahre kam auch noch eine Hautkrebserkrankung hinzu. Yellowman lässt sich aber trotz Allem nicht unterkriegen und arbeitet ungebrochen weiterhin an seiner Musik. Ein neues Album ist schon wieder in Arbeit. Das Veröffentlichungsdatum steht aber noch nicht fest. Die Popularität des King ist bis heute ungebrochen, auch wenn das Publikum nicht mehr so zahlreich ist wie früher.

 

So kann man wenigstens heutzutage den King auch im kleinen Kreis erleben, wie am 17.11.2009 im Berliner YAAM (www.yaam.de).



 

Der Beginn der Show ist für 22:00 Uhr geplant. Erfahrungsgemäß verschiebt sich die Sache aber oft nach hinten. Da man sich dessen aber niemals sicher sein kann, kommen wir trotzdem pünktlich.

Das Risiko ist mir zu groß, eine Ausnahme zu erleben und womöglich den Anfang zu verpassen.

Als wir das YAAM betreten, sind wir dann aber trotzdem ein wenig überrascht. Die Anzahl der Gäste ist noch sehr überschaubar. Bei der zu erwartenden Legende eines King Yellowman, ist das schon ein wenig erschütternd. Nur sehr langsam füllt sich die Location. An einen pünktlichen Start ist unter diesen Umständen kaum zu denken, selbst wenn man es wollte. Gegen 22:30 Uhr rollen dann Yellowman und die Sagittarius Band, begleitet von Tourmanager Christoph, mit einem Minibus aufs YAAM-Gelände.

Yellowman im roten Sportanzug und übergezogener Kapuze wartet nun im Backstage auf den Beginn der Show. Er erkundigt sich gerade genauestens nach den Randbedingungen für den Weg zur Bühne, als ich die Gelegenheit bekomme, kurz den King zu begrüßen. Jetzt vergeht die Zeit wie im Fluge. Es ist mir eine besondere Ehre, kurz mit Yellowman ein paar Worte wechseln zu können. Unter Anderem frage ich ihn neugierig nach seinem bevorstehenden Programmablauf und einer Tracklist, die ein gutes Souvenir abgeben würde. „Nein, die brauche ich nicht. Das habe ich alles in meinem Kopf!“, sagt Yellowman und tippt mit seinem Finger an die Stirn. „Erst wird die Band zwei Stücke spielen, und dann komme ich hinzu.“, fügt er dann noch an. „Wann wird das sein?“, will ich wissen. „In fünf Minuten.“, gibt er ruhig zurück. Da muss ich mich aber nun sputen, um vor die Bühne zu kommen.

Mit einem freundlich bestimmten „See u later!“, verabreden wir uns bis nach der Show.

Jetzt ist das YAAM schon gut gefüllt, aber längst noch nicht ausgelastet. Die Sagittarius Band ist bereits voll in ihrem Element und stimmt die Massive auf den King ein.

Kurz darauf erscheint Yellowman nicht in gelb, sondern nach wie vor völlig in rot, abgesehen von weißen Turnschuhen und einem blaugrauen Tuch, welches er im Räuberstil um den Kopf gebunden hat. Er beginnt seine Show mit dem gewohnten Bewegungsdrang, der keine Grenzen kennt. Er hüpft auf und ab, mal mit beiden Beinen oder auch nur mit links oder rechts, spurtet von einer Bühnenseite auf die andere und präsentiert eine nahezu unerschöpfliche Bühnenchoreographie. Das führt natürlich dazu, dass er sich als Nächstes seines roten Adidas-Pullovers entledigt. Darunter kommt wiederum nur rot zum Vorschein. Ein rotes Shirt und eine rote Armbinde.




 

Yellowman heizt der Massive kräftig ein. Mit “Cocky Did A Hurt Me”, lässt er die Hüfte kreisen und stößt sein Becken immer wieder ruckartig zum Gejohle der Massen nach vorn. Yellowman wird es noch wärmer und das Shirt muss auch noch dran glauben. Jetzt kommt ein muskelbepackter Oberkörper zum Vorschein, der nur noch von einem Turnhemd bedeckt ist – wiederum in rot. King Yello ist heute Abend King Red. Es geht ununterbrochen weiter, unter Anderem mit „Oh Carolina“ und „Freedom Walk“, danach ein deutliches Dankeschön (in sauberem Deutsch) an das Publikum. Beim Klassiker „Too Greedy“ folgen die unterschiedlichsten Tanzeinlagen, bei denen sich Yellowman nahezu bis auf den Boden wirft. Topfit der Mann. Wie macht der das nur, trotz seiner Krankheit?





 

Weiter geht´s mit „Operation Radication“, „I´m Getting Married In The Morning”, “Bam Bam” und vielen anderen mitreißenden Tracks. Zwischendurch auch mal eine ruhigere Einlage mit „Blueberry Hill“, die er aber nicht wirklich zum Ausruhen braucht. „Zungguzungguguzungguzeng“ darf natürlich auch nicht fehlen. Yellow mimt den Hampelmann und präsentiert alle möglichen anderen Sprung- und Bewegunsgformen. Die Massive jubelt lautstark ohne Ende. Dazwischen immer wieder Posen mit verschränken Armen und energischen Blicken, in denen er sich bewegungslos zur Schau stellt. Momente für garantiert verwacklungsfreie Aufnahmen.






 

Berührungsängste zwischen dem King und der Massive gibt es auch nicht. Da werden die Hände entgegen gestreckt und der Reihe nach von ihm abgeklatscht und zum späteren Zeitpunkt noch einmal durchgeschüttelt.




 

Am Ende dann „Nananana, Nananana, Hey Hey Hey, Good Bye!“, und Yellow verschwindet passender Weise kurz von der Bühne, um gleich darauf zurück zu kehren. „Yellow Like Cheese“, „Take Me Home Country Roads“ ……, und dann ist es aber wirklich vorbei. Der King hinterlässt ein glückseliges und berauschtes Publikum. Aber nicht nur King Yellow hat seine Sache gut gemacht, auch die Sagittarius Band hat einen klasse Sound abgeliefert, der über weite Strecken etwas rootsiger präsentiert wurde, als man in den Originalvorlagen hören kann.



 

Wieder im Backstage gibt es für den King noch jede Menge Arbeit. Da müssen noch Fotos, CD-Covers und viele gute alte Langspielplatten signiert werden. Yellowman ist aufgeschlossen und stellt sich ausgiebig den Fragen seiner Gäste und den unvermeidlichen Wünschen nach gemeinsamen Erinnerungsfotos. Da die Nacht schon recht weit fortgeschritten ist, verabschieden wir uns bald darauf und wünschen dem King noch eine erfolgreiche Tour durch Europa.



 

Das YAAM ist inzwischen schon nahezu verlassen. Für eine Aftershow Party und noch mehr Musik aus der Konserve hat heute offenbar keiner mehr so richtig Lust.

 

Noch mehr Bilder zur Story nur für die Freunde von Reggaestory unter: www.myspace.com/reggaestorydotde

 

Copyright:

Text und Fotos by Reggaestory


Mein besonderer Dank geht an Lena und dem YAAM Team, Christoph von Revelation Concerts und natürlich Yellowman und der Sagittarius Band.

 

Wer eines der genannten Alben benötigt, sollte sich auf die Suche bei www.irie-records.de begeben bzw. dort anfragen. ....