Reggae in Berlin

ALBOROSIE Interview


Wie lief das Konzert für dich heute?

Das war mein erstes Konzert in Berlin und ich hatte wirklich eine tolle Zeit. Ich habe einige Leute aus Italien im Publikum gesehen, das hat mich sehr gefreut. Berlin ist eine tolle Stadt.

Lass uns ein bisschen in der Zeit zurück gehen. Wie kamst du mir der Musik in Berührung?
Zum ersten Mal hörte ich Reggae als ein Freund von mir mit einer Kassette von Bob Marley zu mir kam. Mir gefiel die Musik sehr und ich fing an selber auf der Gitarre zu spielen und dazu zu singen. Ein Bekannter sagte mir damals, ich hätte eine geeignete Stimme für Reggae Music und sollte dieses Talent verfolgen, was ich dann auch getan habe.
„Reggae National Tickets“ war dann meine erste Band. Wir haben viele Alben aufgenommen und sind viel getourt damals in Italien. Nach zehn Jahren wollte ich dann aber langsam etwas Neues ausprobieren, um persönlich weiter zu kommen. Ich bin damals schon öfter als Tourist in Jamaika gewesen und habe dann 2001 entschieden dort zu leben. Man kann sagen das „Alborosie“ dort begann.



Ich habe gehört, dass deine Eltern deinen ersten Plattenvertrag unterschreiben mussten. Du hast sehr früh mit der Musik begonnen oder?

Ja. Mit 14 wurde ich von einem Label namens „Flying Records“ unter Vertrag genommen. Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht aufzutreten und Alben aufzunehmen. „Alborosie“ ist sozusagen die neueste Version, das neuste Image von mir, aber ich mache schon sehr lange Musik.

Was war damals deine Intention als du nach Jamaika gingst?

Mein Motto ist „Der beste Plan ist keinen Plan zu haben.“ Ich bin einfach hingezogen und habe dann irgendwie angefangen im Studio als Produzent zu arbeiten. Ich hatte kaum Geld, als ich nach Jamaika kam und die meisten meiner Sachen habe ich vorher in Italien verkauft. Ich habe also bei Null angefangen. Ich konnte auch kaum Englisch und ich hatte am Anfang ziemlich
Verständigungsprobleme. Ich habe versucht mir sprachlich so viel wie möglich von anderen Künstlern abzugucken. So wurde mir Patois nach und nach immer vertrauter und ich anfing selber Riddims einzusingen.



Wie kam es, dass du vom Produzieren dann wieder zum Singen gekommen bist?

Ich habe ja in Italien als Sänger angefangen und mit all der Musik und den Künstlern um mich herum, war es gewisser Weise ein natürlicher Prozess. Hinzu kam, dass ich nie wirklich zufrieden war mit den Songs von anderen, die ich produzierte. Deswegen habe ich angefangen Texte zu schreiben und zu singen.

Was war dein erster Song als Alborosie?

Das war „My Name is Alborosie“. Das war mein erstes Experiment. Der Song hört sich schrecklich an. Den singe ich nie wieder auch wenn man mich dafür bezahlt (lacht).

Singst du manchmal auch noch auf Italienisch?

Nein, gar nicht mehr. Ich habe mich sehr verändert und ich glaube, dass ich viele Dinge im Italienischen nicht so gut ausdrücken könnte, wie ich es auf Patois kann.

Wie ist inzwischen dein Status in Jamaika?

Jamaika hat eine ganz andere Kultur als Europa. Ich arbeite nach wie vor daran dort akzeptiert zu werden. Die Menschen sind nicht das Problem. Es sind die Medien und die Musikindustrie oder „Musiknichtindustrie“. Dies bezüglich gibt es noch einige Barrieren zu überwinden, aber ich werde auch das bald geschafft haben und dann wird mich nichts mehr aufhalten können.




„Herbalist“ war dein erster großer Erfolg. Du hast den Song in Jamaika produziert und er wurde ein Hit in Europa. Was für ein Gefühl löste der Hype in dir aus?

Ich interessiere mich nicht für den Hype. Ich mache Musik für die Menschen. Das ist meine Mission. Wenn man Reggae macht, ist man wie ein Priester. Du gehst auf die Bühne und verbreitest deine Botschaft.

Du hast dich auch an einigen Dancehall-Tunes ausprobiert. Warum hast du dich dann wieder intensiver auf Reggae zurück besonnen?

Ich möchte beim Reggae bleiben, da mir Dancehall zur Zeit sehr konfus erscheint durch zu viel Gewalt und Homophobie. Ich möchte, dass meine Musik ihre Spiritualität behält.

Du hast sicher mitbekommen, dass in den letzten Jahren viele Künstler wegen ihrer homophoben Texte in Europa nicht auftreten durften. Was ist deine Meinung dazu?
Ich denke diese Leute machen einfach ihr Ding. Meine Musik/ meine Texte sind anders, aber ich habe Angst, dass die Menschen uns über einen Kamm scheren. Ich möchte „Love and Unity“ verbreiten. Diese Botschaft gilt für alle Kulturen. Mir ist es egal was die Leute in ihren Schlafzimmern machen, das ist deren Sache.

Wie ist es für dich in Italien zu spielen? Die Leute müssen doch sehr stolz auf dich sein. Deutschland hat Gentleman und Italien hat jetzt Alborosie.

Der Unterschied zwischen Gentleman und mir ist, ich bin nicht „gentle“. Die Leute nennen mich „ruff“. Wenn wir in Italien auftreten ist die Hölle los. Es macht mir besonders Spaß in Italien aufzutreten. Immerhin bin ich dort geboren.

Danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast.