Reggae in Berlin

Black Scorpio - Interview

Black Scorpio

Du warst ja am Freitag (08.08.08) in Berlin im Yaam. Wie war’s?

Es war wundervoll, ich habe die Zeit sehr genossen. Ich weiß, dass es in Berlin sehr viele Reggae-Fans gibt. Schon als ich das erste Mal in Berlin war und auf diesem Boot (Hoppetosse) gespielt habe, merkte ich wie sehr die Leute die Musik lieben.
Für mich ist es immer wieder ein Privileg Musik für die Massive spielen zu können. Besonders freut es mich, wenn die Musik von damals als ich anfing, heute die jungen Leute berührt. Ich versuche immer meine Sessions wie eine Art Workshop zu gestalten. Es ist mir wichtig, auch die Menschen zu erreichen, die nicht viel über die Musik und über das, was in der Dancehall passiert, wissen. Es macht mich glücklich zu sehen, wie alle zu der Musik abgehen und Spaß haben, weil ich weiß wie alles begann. Deshalb spiele ich viele Foundation-Tunes. Es ist aber auch genauso wichtig die jungen Artist zu spielen, denn sie sind die Zukunft und sie sollten unterstützt werden. Was ich aber ganz und gar nicht unterstütze ist, wenn ein Künstler die Reggae oder Dancehall mit falschen Botschaften versieht. Aber genau das wurde in den letzten Jahren immer schlimmer. Viele Menschen gehen zu diesen Tunes ab, weil die Beats oft tight sind, aber die Lyrics sind ein echtes Problem.
Aber ich denke gerade hier gibt es auch viele Leute, welche die Texte einfach nicht verstehen, weil sie die Sprache nicht so gut beherrschen.
Das ist richtig und ich gebe diesen Menschen auch keine Schuld. Ich mache meine Leute dafür verantwortlich, weil sie solche Texte schreiben.

Die Musik hab sich in den letzten Jahren im Allgemeinen sehr verändert. Woher denkst du kam das?

Wir gehen durch harte Zeiten. Viele geben in Liedern nur das wieder, was sie auf ihrer Jugend kennen und aus der Umgebung, in der sie aufgewachsen sind. Es ist auch durchaus legitim solche Dinge in Songs zu verarbeiten, aber all das Schlechte sollte auf keinen Fall verherrlicht werden. Genauso wenig sollte sich die Lyrics in das Privatleben der Menschen einmischen. Musik sollte nie Negativität verbreiten. Es ist dringend notwendig, dass wir in der Szene aufräumen und unsere Musik wieder in etwas positives verwandeln. Black Scorpio

Reggae in Berlin

 

Wann hast du mit dem Auflegen angefangen?

Ich habe mit ungefähr 16 Jahren begonnen aufzulegen und seit meinem zwölften Lebensjahr ging ich auf Dances. So kam ich immer stärker mit Reggae in Berührung und irgendwann habe ich dann angefangen mir LPs zu kaufen. Damals spielte ich jeden Donnerstag an einem Grillfischstand und oft kamen Freunde vorbei und ermutigten mich weiter zu machen. Später veranstaltete ich zusammen mit anderen Talentwettbewerbe. Das war in Ende der 70er/ Anfang der 80er Künstler wie Sassafras, General Trees, Beenie Man Shabba Ranking, Bounty Killer, Junior Reid oder Half Pint sind damals bei uns aufgetreten. Als Buju Banton das erste Mal bei mir auftrat, kam er gerade aus der Schule. Damals gaben wir den Künstlern Prozente, je nach dem wie gut sie waren. Bujus Style war komplett anders als das, was wir sonst gewöhnt waren und mein Partner gab ihm deshalb 20 Prozent, was seht wenig war. Ich nahm ihm daraufhin das Mic weg und sagte „Nein, der Junge hat wirklich mehr verdient. Sein Style ist was besonderes. Ich werde noch 50 Prozent drauf tun.“ Damals war Buju noch ein Niemand und er hat mir das nie vergessen, wie er mir Jahre später sagte. Das hat mich wirklich berührt und es zeigt wie wichtig es ist junge Talente zu unterstützen.

Du bist ja nicht nur ein Sound sondern du produzierst auch. Erzähl mir doch bitte etwas über deine Arbeit als Produzent.

Ich habe alle die Artist produziert, die ich vorhin genannt habe. Außerdem noch Dennis Brown, Yellow Man, Gregory Isaacs, Garnet Silk... Ich bin schon ewig im Geschäft und habe mit mehr Künstlern gearbeitet, als ich jemals aufzählen kann. Auch hier versuche ich mich auf die positiven Seiten zu konzentrieren, was heutzutage in dem Geschäft nicht einfach ist. Oft geht es nur darum schnelles Geld zu machen.

Bedeutet das, du arbeitest nur mit Künstlern zusammen, die positive Lyrics schreiben und singen?

Vielleicht kann man das so sagen. Das Business hat sich sehr verändert. Auch wir Produzenten sind von illegalen Downloads etc. betroffen, sodass wir neben jungen Artist auch immer mit Künstlern arbeiten müssen, die bereits wirklich erfolgreich sind. Das ist einfach eine Frage des Geldes. Ich habe Spaß bei meiner Arbeit und ich habe als Produzent sehr viel erreicht. Doch ich will mich in Zukunft mehr auf mich selbst konzentrieren. Habe einen Song geschrieben, den ich auch selbst produzieren werde. Mit diesem Song möchte ich ausdrücken, was ich beim auflegen und bei meiner Arbeit im Allgemeinen empfinde. Es ist mein aller erste Song, obwohl ich schon so lange im Geschäft bin.

Du konntest die Entwicklung von Reggae in Jamaika und die Ausbreitung der Musik über die ganze Welt beobachten. Wie beurteilst du diesen Prozess?

Ich finde es toll, dass Leute auf der ganzen Welt Reggae hören. Die Musik verbindet die Menschen. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass wir aufhören eine falsche Botschaft durch die Musik zu verbreiten. Ehrlich gesagt unterstütze ich jedes Land, welches Künstlern verbietet aufzutreten, die Hass und Negativität mit ihren Liedern verbreiten. Das mag nicht jedem gefallen, aber es ist mein voller Ernst. Die Musik ist so etwas wunderbares und Bob Marley, Peter Tosh oder Bunny Wailer haben mit Sicherheit nicht für das gelebt, was heute mit Reggae passiert. Sicher ist das keine Angelegenheit, die über Nacht erledigt werden kann, aber wir müssen daran arbeiten. Weltweit.

Doch Musik ist einfach auch ein Babylon-Business.

Das stimmt. Doch Musik ist wichtiger als Geld. „Music alone shall live“, so steht es schon in der Bibel. Darauf müssen sich die Menschen wieder besinnen.


Vielen Dank für das Interview.