Buccaneer - Interview
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass man erstaunlich wenig über dich im Internet findet, woran liegt das?
Der Hauptgrund dafür wird sein, dass ich im Moment kein Management habe, welches sich darum kümmert. In den 90ern hat Main Street Records das alles übernommen, doch nach deren Auflösung war ich hauptsächlich auf mich allein gestellt.
Heißt das, dass du dich zur Zeit selbst managet?
Nicht direkt. In Jamaika habe ich jemanden, der sich um meine Bookings kümmert und in Europa macht das zur Zeit Kinstone. Auf jetzigen Tour promote ich den neuen Riddim von Kinstone. Er heißt „Gym“ Riddim und soll am 23. Januar erscheinen. Mein Tune darauf heiß „High Voltage“, genau wie meine Tour.
Was war dein Eindruck von gestrigen Konzert?
Ich fand es gestern wirklich toll zu sehen wie viele Leute meine Tunes mitsingen konnten. Ich bin gerne in Berlin. Ich mag Deutschland im Allgemeinen. Das erste Mal war ich hier mit Red Rat im Jahr 2001. 2004 bin ich dann allein durch Europa getourt. Von allen europäischen Ländern war ich bis jetzt am meisten in Deutschland. Das Land und die Leute sind mir also allmählich vertraut. (lacht)
Wie hat deine Karriere als Artist begonnen?
Als Kind habe ich von meiner Mutter Klavierspielen gelernt. Sie hat es damals von ihrer Mutter gelernt und die wiederum von ihrer. Ich bin ihr einziges Kind und so habe ich dann diese Tradition übernommen. Ich bin aber nie über die Grundlagen des Spielens hinausgekommen.
Später war ich dann öfter bei King Jammy im Studio, wo ich eines Tages mit Degree und Shabba in Kontakt kam. Ich fing an mit Danny Browne im Studio zu arbeiten. 1994 kam dann mein erstes Album raus. Das Problem war aber, dass Degree, Shabba und ich sehr ähnlich klangen. General Degree bekam oft die Credits für Tunes die von mir waren, daher wollte ich unbedingt meinen eigenen Style entwickeln. Talent, Image und Charakter sind die drei entscheidenden Dinge. Ich wusste, dass ich das Talent hatte, also veränderte ich mein Äußeres, um ein eigenes Image zu kreieren.
Als Kind hast du von deine Mutter Klavierunterricht bekommen. War das der Grund warum du später deinen typischen „Opera Style“ entwickeltest?
Durch meine Mutter habe ich als Kind auch viel Klassik gehört. Ich habe damals zwar nur die Grundlagen von ihr gelernt, aber das war ausreichend. Ich kann Noten lesen, kenne die Akkorde usw. Damit hebe ich mich von den meisten Artists ab.
1996 kam mir dann die Idee meinen Opera-Syle zu entwickeln. Ich war damals nicht sicher, ob das bei den Leuten ankommen würde. Ein DJ-Song ohne Beat, so etwas hatte es vorher nie gegeben. Doch alle waren sofort begeistert, denn mein Style war neu und ungewöhnlich und damit bin ich dann auch weit über Jamaika hinaus bekannt geworden.
Du hast dir immer wieder Auszeiten genommen, um dich auf deine Arbeit als Produzent zu konzentrieren. Wie bist du dazu gekommen?
Durch meinen Style habe ich vieles ausprobiert. Ich bin ein großer HipHop-Fan und bewundere speziell Puffy sehr. Er ist Künstler und Produzent und er ist zu meinem Vorbild geworden. Damals als er seine Künstlerkarriere aufgab, um Produzent zu werden, hat kaum jemand an ihn geglaubt, doch er hat es geschafft. Ich habe mir gesagt, was er kann, kann ich auch. So habe ich mein eigenes Label „Opera House“ gegründet.
Was von beidem nimmt in deinem Leben mehr Platz ein?
Die ersten Jahre war ich nur als Artist unterwegs bis zur Gründung von Opera House. Danach hat sich beides die Waage gehalten, bis sich Main Street 1999 auflöste und ich beschloss mich vorerst mehr aufs Produzieren zu konzentrieren. 2003 habe ich dann den „Star Wars“ Riddim rausgebracht und ihr zusammen mir Bounty Killer gevoict. Nach einigen weiteren Veröffentlichungen bin ich dann 2005 wieder ins Studio zurückgekehrt. Es gibt also immer wieder Phasen, in denen das ein oder andere überwiegt, doch ich werde wohl auch in Zukunft immer beides machen.
Und worauf hast konzentrierst du dich im Moment?
Im Moment nehme ich einige Singels auf und mache viel Dubplates. Ich arbeite an einem neuen Album, welches ich dann anschließend promoten werde. Zuerst brauche ich aber ein neues Management, welches sich um die Organisation kümmert, denn als Artist kann man einfach nicht beides machen.
Danke für das Interview.