Reggae in Berlin

Damian Marley 2017

RIB:
Damian, vielen Dank, dass du dir kurz Zeit für uns nimmst und danke auch für die großartige Show heute, die einzige deutsche Clubshow. Wie hat es dir denn gefallen? Wie waren die Vibes?

Damian:
Ja gerne, es war cool heute! Es war eine sehr energetische Show, eine wirkliche gute Energie mit dem Publikum. Es ist immer toll, wenn die Crowd mitsingt und man sich gegenseitig fühlt. So hat sich das hier heute angefühlt, so gute Vibes!

RIB:
Ich habe dich auf dem Summerjam gesehen und du kannst das auch mit den großen Massen… Wie läuft die Tour denn so?

Damian (lacht):
Ja, manchmal gelingt mir das auch mit der großen Crowd. Die Tour läuft gut und wir kommen langsam zum Ende. Morgen spielen wir unser letztes Konzert in London und wir waren seit Mitte/Ende Mai unterwegs. Wir haben in Afrika gespielt und wir hatten Shows in ganz Europa. Ja, es ist alles gut verlaufen. Als nächstes kommt das neue Album raus und es ist gut, die Leute über die Konzerte dahin zu führen…

RIB:
Erzähl doch mal über die Afrika-Tour! Wo seid ihr denn dort aufgetreten?

Damian:
Wir hatten 2 Shows in Südafrika, in Durban und Johannesburg, dann Nairobi / Kenia, Mauritius und La Réunion und anschließend Addis Abeba in Äthiopien. Es war toll! Irgendwie sehe ich es als Teil meiner Mission, auf einer Tour auch ein paar Dates in Afrika zu spielen und dort einige Orte zu bereisen.

RIB:
Und wie ist dein Verhältnis zu Berlin so? Kommst du gerne her? Es ist ja schon lange her, dass du hier gespielt hast…

Damian:
Ja, das muss eine Weile her sein, ich kann mich jetzt nicht genau erinnern, wann ich zum letzten Mal hier war… Wenn ich auftrete, sind mir die Orte selbst aber nicht so wichtig. Es kommt immer auf die Momente an. Heute Nacht hier zum Beispiel war es eine tolle Show! Für mich findet so eine Tour eher von Tag zu Tag statt als von Ort zu Ort. Solange die Leute die Musik lieben und rauskommen, um unsere Konzerte zu erleben, fühle ich mich am richtigen Ort, egal wo…!

RIB:
Da es sich ja um eine Promotour für das neue Album handelt, erzähl uns doch mal ein wenig darüber. Du mixt ja immer gerne viele unterschiedliche Styles und lädst dir Artist unterschiedlichster Genres ein…

Damian:
Verglichen mit meinen Vorgängeralben sind dieses Mal sind nicht so viel Guest Artists dabei, aber wir haben immer noch eine große Vielfalt an Styles. Ich experimentiere bei diesem Album mehr mit dem Gesang, es gibt sogar eine Ballade im Nat King Cole-Stil, also ein sehr langsamer Track. Wir versuchen hier wieder etwas Neues zu schaffen und zu zeigen. Letztendlich wird die Musik für sich selbst sprechen – und ich bin aufgeregt und neugierig zu erfahren, was ihr darüber denkt, wenn ihr das Album bekommt…

RIB:
Ja, wir allerdings auch! Der Titel ist STONY HILL. Was ist Stony Hill?

Damian:
Stony Hill ist ein Ort in Jamaica. Dort bin ich aufgewachsen, habe dort im Alter von etwa 5 bis 16 Jahren gelebt. Es ist also eine Würdigung an meine Heimatstadt…

RIB:
Du hast ja auch schon in sehr frühen Jahren auf der Bühne gestanden, so ab etwa 13? Wie kam es zu diesen frühen Auftritten. Ich bin sicher, dein Vater war eine deiner größten Inspirationsquellen… und wer hat dich musikalisch sonst noch beeinflusst?

Damian:
Ja sicher, mein Vater! Dazu haben meine älteren Geschwister ja auch immer Musik gemacht, damit bin ich aufgewachsen… Und ich hatte das Glück, alle möglichen Konzerte besuchen zu können, als ich noch ziemlich jung war und einige meiner musikalischen Vorbilder außerhalb meiner Familie live zu sehen wie etwa Tiger, Peter Metro, Shabba Ranks, Professor Nuts… also auch die Dancehall Artists. All das hat mich sehr inspiriert und mich als Live Musiker sehr geprägt.

RIB:
Gibt es denn noch Künstler, mit denen du richtig gerne einmal etwas aufnehmen oder live auftreten möchtest?

Damian:
Ja klar, auf jedem Fall! Ich bin selbst Fan von so vielen unterschiedlichen Artists und Styles. Ich habe das große Glück, mit vielen derjenigen, mit denen ich aufwuchs und die mich musikalisch beeinflusst haben, schon gearbeitet zu haben. Viele meine persönlichen Legends habe ich also schon getroffen und von meiner Liste genommen. Aber ich bin da auch völlig offen und neugierig, denn ich stehe auf alle möglichen Arten von Musik…

RIB:
… und dann hast du dich ja jetzt noch einem anderen Business verschrieben. The Green Rush - Marijuana Business! In Kalifornien wird dafür gerade ein ehemaliges Gefängnis in eine Ganjaplantage umgewandelt... Willst du uns dazu ein wenig erzählen?

Damian:
Ja klar! Ich habe mir Partner gesucht, mich mit einer Company namens „Ocean Grown Extracts“ zusammengetan und mit unserer „Stony Hill“ Marijuana-Marke verbunden. Kurz danach suchten sie nach Anbauflächen für Marijuana und es ergab sich die Gelegenheit, dieses ehemalige Gefängnis dafür zu kaufen. Niemand hat also bewusst nach einem Gefängnis zum Anbauen gesucht, es ging primär um die Fläche… Aber trotzdem birgt dies natürlich eine gewisse Poesie in sich: wir werden dort Gras anbauen, wo vorher Menschen für das Rauchen oder den Verkauf von Ganja gefangen gehalten wurden. Diese Story schafft natürlich eine Menge Bewusstsein, und… ich hab’s ja auch heute auf der Bühne gesagt… niemand will den entspannenden Effekt von Marijuana abstreiten, aber wir wollen die medizinischen Aspekte und Nutzen hervorheben.

RIB:
..finde ich persönlich ja recht interessant, denn das Rauchen von Marijuana wird vielleicht gerade beim Reggae teilweise doch in einen falschen oder sehr limitierten Kontext gesehen..?

Damian (lacht):
Ich würde nicht sagen falsch, aber oft ist es kein sonderlich produktiver Ansatz… Im Reggae geht es ja eigentlich vorrangig um die spirituellen Aspekte, das ist ein bedeutender Teil unserer Kultur. Deshalb finde ich es ja auch so wichtig, dass Leute wie ich und Andere aus diesem Umfeld sich an dieser neuen Bewegung für die Legalisierung und Kommerzialisierung von Marijuana beteiligen. Denn unsere Kultur und die Nutzer dieser Pflanze haben jahrelang einen hohen Preis gezahlt und große Opfer gebracht…!

RIB:
Vielen Dank für das Gespräch und gute Weiterreise!

(abu)