General Degree Interview 2012 Jamaica
05.12.2012,
Seit seinem Durchbruch mit 'Granny' lieferte er zahlreiche Hits und wurde als einer der talentiertesten und lyrisch vielseitigsten Künstler seiner Zeit gefeiert. In den letzten Jahren wurde es etwas ruhiger um den in Manchester, Jamaika geboren Künstler, was wohl auch daran lag, dass sich die Szene auf Jamaika in jüngerer Zeit stark verändert hat. Doch nun ist Cardiff Butt aka General Degree mit einem neuen Album zurück und macht deutlich, dass ihm seine Heimatinsel schon lange zu klein geworden ist.
Bei meinen Recherchen über dich ist mir aufgefallen, dass man wenig Aktuelles über dich findet. Was hast du in den letzten paar Jahren gemacht?
Ich habe mich mehr auf Produktionen außerhalb des Musikgeschäfts konzentriert. Ich habe von einigen Jahren meine T-Shirt Kollektion „REHGEH“ herausgebracht und im Moment arbeite ich daran, ein Mineralwasser auf den Mark zu bringen. Damit habe ich im Wesentlichen die letzten zwei Jahre verbracht. Ich wollte mal etwas anderes machen. Ich liebe die Musik, doch ich habe auch immer noch viele weitere Ideen gehabt, die ich nun endlich umsetzen wollte. Musikalisch war es sehr ruhig um mich in letzter Zeit, dass stimmt. Ich muss mir selbst die Schuld dafür geben. Aus den Augen aus dem Sinn. Wenn ich solange den Leuten keine neuen Tunes gebe, kann ich mich nicht beschweren, dass keiner mehr von mir spricht.
Jetzt ist dein neues Album erschienen, was erwartet uns?
Mein neu erschienenes Album heißt „Snapple Dapple Vol.1“. Die Songs sind fertig und die Promotion läuft auf Hochtouren. Bis jetzt habe ich sehr viel positives Feedback bekommen. Auf dem Album ist ein reiferer und erwachsener Degree zu hören. Ich sehe die Dinge jetzt mit anderen Augen und habe mein Repertoire erweitert. Auf dem Album sind sowohl One Drop Riddims als auch Dancehall Tracks zu finden.
Was hat der Name zu bedeuten?
Snapple Dapple ist ein Name, den ich im Jahr 1998 in Japan bekommen habe. Ich habe ihn von dem Produzenten Steven "Lenky" Marsden, der auch den Diwali Riddim produziert hat. Wir haben in Japan viele 'Snapple' Getränke getrunken und irgendwann angefangen mit dem Namen zu spielen. So ist der Name entstanden und irgendwie an mir hängen geblieben. Viele andere Artists haben mich damals so genannt und ich verwenden ihn auch als Produzent bei meinem 'Size 8' Label.
Wenn man als Artist einen neuen Style annehmen will, ist es sinnvoll auch den Namen zu ändern, deswegen habe ich das Album nach meinem Alter Ego benannt.
Bist du immer noch als Produzent tätig?
Im Moment konzentriere ich mich komplett auf meine Rolle als Künstler. Ich habe vor einiger Zeit mit dem Produzieren aufgehört. Auf dem Album ist nur „Come Out A Mi Way“ von mir. Alle anderen Tracks sind in Zusammenarbeit mit anderen Produzenten entstanden. Bobby Digital, Collie Buddz, Notice Production, Germaican, um nur einige zu nennen.
Seit einigen Jahren veranstaltest du auch die 'Manchester Fiesta', deine eigene Stage Show in Jamaica. Was hat dich dazu bewogen?
Ich wollte etwas Neues ausprobieren und anderen Artists die Gelegenheit geben aufzutreten. Manchester ist das Parish (Anmerkung: Parish = Landkreis), in dem ich geboren wurde. Ich wollte den Leuten dort etwas zurückgeben. 1998 habe ich eine kleine Show in Greenville, meiner Community, in der ich gelebt habe, veranstaltet. Das hat mich inspiriert. Seit 2005 gibt es nun die Manchester Fiesta. Es ist nicht immer einfach. Ein so großes Event zu veranstalten, bedeutet eine Menge Arbeit. Am schwierigsten ist es, Sponsoren zu bekommen, ohne deren Finanzierung eine Show in dieser Größe nicht zu stemmen ist. Deshalb habe ich in den letzten zwei Jahren nur den frühen Teil der Show veranstaltet, weil es so wesentlich günstiger ist. Ich werde es wohl auch in Zukunft so machen, bis ich einen großen Sponsor gefunden habe.
Wenn du Artists aus der Zeit, als du deinen Durchbruch hattest mit denen von heute vergleichst, welche Unterschiede siehst du?
Es gibt eine Vielzahl von Unterschieden. Die Künstler aus den 80ern, die vor mit kamen wie Papa San, Lieutenant Stitchie oder Super Cat mussten wesentlich härter arbeiten. Damals gab weniger technische Möglichkeiten, außerdem gehörte auch wesentlich mehr dazu aufzutreten und bekannt zu werden. Damals musste man als Künstler auf einer LKW-Ladefläche bis nach Portland über die ganze Insel fahren, um dann beim Veranstaltungsort die Boxen durch die Gegend zu schleppen, um den Sound aufzubauen. Erst danach stellte man sich nachts ans Mic, um das Publikum zu unterhalten. Ich denke das ist der Grund, warum die Musik heute nicht die gleiche Leidenschaft hat. Es geht nur noch um den Vibe und jeder will ein Artist sein, weil sie glauben das Zeug dazu zu haben. Die meisten Veteran Artists zogen mit einem Sound System durch die Gegend, bevor sie ihren Durchbruch hatten. Dadurch haben sie geübt, vor Leuten aufzutreten und eine gute Performance abzugeben. Das geschieht heute kaum noch und das merkt man, wenn man die heutigen Künstler auf der Bühne sieht. Sie wissen nicht, wie man mit der Menge umgehen muss, weil sie die ganze Zeit nur im Studio hocken. Die Produzenten und Toningenieure bauen sie auf, sorgen dafür, dass sie gut klingen, doch wenn sie dann auf der Bühne stehen, wissen sie nicht, was sie zu tun haben. Und sie klingen vor allem nicht so, wie die Aufnahme. Es geht heute mehr um den Hype und das Aussehen, als um harte Arbeit und Qualität.
Bei meinen Recherchen über dich ist mir aufgefallen, dass man wenig Aktuelles über dich findet. Was hast du in den letzten paar Jahren gemacht?
Ich habe mich mehr auf Produktionen außerhalb des Musikgeschäfts konzentriert. Ich habe von einigen Jahren meine T-Shirt Kollektion „REHGEH“ herausgebracht und im Moment arbeite ich daran, ein Mineralwasser auf den Mark zu bringen. Damit habe ich im Wesentlichen die letzten zwei Jahre verbracht. Ich wollte mal etwas anderes machen. Ich liebe die Musik, doch ich habe auch immer noch viele weitere Ideen gehabt, die ich nun endlich umsetzen wollte. Musikalisch war es sehr ruhig um mich in letzter Zeit, dass stimmt. Ich muss mir selbst die Schuld dafür geben. Aus den Augen aus dem Sinn. Wenn ich solange den Leuten keine neuen Tunes gebe, kann ich mich nicht beschweren, dass keiner mehr von mir spricht.
Jetzt ist dein neues Album erschienen, was erwartet uns?
Mein neu erschienenes Album heißt „Snapple Dapple Vol.1“. Die Songs sind fertig und die Promotion läuft auf Hochtouren. Bis jetzt habe ich sehr viel positives Feedback bekommen. Auf dem Album ist ein reiferer und erwachsener Degree zu hören. Ich sehe die Dinge jetzt mit anderen Augen und habe mein Repertoire erweitert. Auf dem Album sind sowohl One Drop Riddims als auch Dancehall Tracks zu finden.
Was hat der Name zu bedeuten?
Snapple Dapple ist ein Name, den ich im Jahr 1998 in Japan bekommen habe. Ich habe ihn von dem Produzenten Steven "Lenky" Marsden, der auch den Diwali Riddim produziert hat. Wir haben in Japan viele 'Snapple' Getränke getrunken und irgendwann angefangen mit dem Namen zu spielen. So ist der Name entstanden und irgendwie an mir hängen geblieben. Viele andere Artists haben mich damals so genannt und ich verwenden ihn auch als Produzent bei meinem 'Size 8' Label.
Wenn man als Artist einen neuen Style annehmen will, ist es sinnvoll auch den Namen zu ändern, deswegen habe ich das Album nach meinem Alter Ego benannt.
Bist du immer noch als Produzent tätig?
Im Moment konzentriere ich mich komplett auf meine Rolle als Künstler. Ich habe vor einiger Zeit mit dem Produzieren aufgehört. Auf dem Album ist nur „Come Out A Mi Way“ von mir. Alle anderen Tracks sind in Zusammenarbeit mit anderen Produzenten entstanden. Bobby Digital, Collie Buddz, Notice Production, Germaican, um nur einige zu nennen.
Seit einigen Jahren veranstaltest du auch die 'Manchester Fiesta', deine eigene Stage Show in Jamaica. Was hat dich dazu bewogen?
Ich wollte etwas Neues ausprobieren und anderen Artists die Gelegenheit geben aufzutreten. Manchester ist das Parish (Anmerkung: Parish = Landkreis), in dem ich geboren wurde. Ich wollte den Leuten dort etwas zurückgeben. 1998 habe ich eine kleine Show in Greenville, meiner Community, in der ich gelebt habe, veranstaltet. Das hat mich inspiriert. Seit 2005 gibt es nun die Manchester Fiesta. Es ist nicht immer einfach. Ein so großes Event zu veranstalten, bedeutet eine Menge Arbeit. Am schwierigsten ist es, Sponsoren zu bekommen, ohne deren Finanzierung eine Show in dieser Größe nicht zu stemmen ist. Deshalb habe ich in den letzten zwei Jahren nur den frühen Teil der Show veranstaltet, weil es so wesentlich günstiger ist. Ich werde es wohl auch in Zukunft so machen, bis ich einen großen Sponsor gefunden habe.
Wenn du Artists aus der Zeit, als du deinen Durchbruch hattest mit denen von heute vergleichst, welche Unterschiede siehst du?
Es gibt eine Vielzahl von Unterschieden. Die Künstler aus den 80ern, die vor mit kamen wie Papa San, Lieutenant Stitchie oder Super Cat mussten wesentlich härter arbeiten. Damals gab weniger technische Möglichkeiten, außerdem gehörte auch wesentlich mehr dazu aufzutreten und bekannt zu werden. Damals musste man als Künstler auf einer LKW-Ladefläche bis nach Portland über die ganze Insel fahren, um dann beim Veranstaltungsort die Boxen durch die Gegend zu schleppen, um den Sound aufzubauen. Erst danach stellte man sich nachts ans Mic, um das Publikum zu unterhalten. Ich denke das ist der Grund, warum die Musik heute nicht die gleiche Leidenschaft hat. Es geht nur noch um den Vibe und jeder will ein Artist sein, weil sie glauben das Zeug dazu zu haben. Die meisten Veteran Artists zogen mit einem Sound System durch die Gegend, bevor sie ihren Durchbruch hatten. Dadurch haben sie geübt, vor Leuten aufzutreten und eine gute Performance abzugeben. Das geschieht heute kaum noch und das merkt man, wenn man die heutigen Künstler auf der Bühne sieht. Sie wissen nicht, wie man mit der Menge umgehen muss, weil sie die ganze Zeit nur im Studio hocken. Die Produzenten und Toningenieure bauen sie auf, sorgen dafür, dass sie gut klingen, doch wenn sie dann auf der Bühne stehen, wissen sie nicht, was sie zu tun haben. Und sie klingen vor allem nicht so, wie die Aufnahme. Es geht heute mehr um den Hype und das Aussehen, als um harte Arbeit und Qualität.
Mir kommt es allerdings so vor, dass die meisten Leute auch eher nach dem Hype gehen, anstatt nach Qualität Ausschau zu halten.
Das mag sein, aber der Hype wird nicht lange vorhalten. Deswegen sollten junge Künstler ihre Hausaufgaben machen, um ihre Fertigkeiten zu verbessern. Sie sollten sich die Old School Artists ansehen, ihre Auftritte studieren und von ihnen lernen. In Europa oder den USA werden diese großartigen Künstler immer noch gefeiert, aber auf Jamaica kennt die neue Generation kaum noch ihre Namen. Ein gutes Beispiel ist Major Worries. Er hat den DJ-Style geprägt, mit den zum Beispiel Shabba Ranks oder General Trees groß rausgekommen sind. Viele weitere haben diesen Style übernommen und waren damit erfolgreich. Major Worries hat den Style perfektioniert, doch das wissen heute die Wenigsten. Durch den schnellen Hype verlieren viele junge Künstler ihre Bodenhaftung. Sie halten sich für die tollsten und glauben schon alles zu wissen.
Wenn ich mir die alten Aufnahmen von damals ansehe, wünschte ich, ich wäre ein Teil davon gewesen. Immerhin war ich noch nah dran. Mir als einem Künstler der 90er, der hart gearbeitet hat um den Dancehall dahin zu bringen, wo er Ende der 90er war, bricht es das Herz zu sehen, was aus der Musik geworden ist.
Viele Artists hier machen Tunes für die Partys hier auf Jamaica, aber damit sollte man unsere Musik und unsere Kultur nicht repräsentieren. Deswegen bin ich stolz auf Sänger wie Romain Virgo oder Chris Martin, die am Reggae festhalten und auf positive Lyrics achten. Und es funktioniert. Sie sind international erfolgreich und werden es wohl auch für eine lange Zeit bleiben. Es gibt zwei Märkte: Jamaica und den Rest der Welt. Einer ist für heute und der andere für die Ewigkeit.
Wo siehst du Dancehall heute?
Mir ist klar geworden, dass es für alles einen Ort gibt. Ein Großteil der Musik, die auf Jamaica gehypt wird, verlässt die Insel nicht. Jamaicaner gehen auf dieses Zeug ab, aber außerhalb der Insel interessiert es keinen. In anderen Teilen der Welt schätzen die Menschen nach wie vor gute Musik von talentierten Künstlern, die auch über lange Zeit bestehen bleibt. Das hat mir Hoffnung und neuen Mut gegeben und mir gezeigt, dass ich weiter hart arbeiten muss.
Das Business auf Jamaica hat mich entmutigt. Es hat mich frustriert, dass meine Tunes nicht im Radio liefen und dass sich nicht mehr viele für mich interessierten bis ich realisiert habe, dass ich mir um die Leute vor Ort keinen Kopf machen sollte. Ich sollte mich auf mich konzentrieren. Ich liebe mein Heimatland, aber ich kann meine Zeit nicht mit den Problemen hier verschwenden. Lass die Leute jeden Tag zu irgendwelchen Dances rennen, wo Woche für Woche die gleichen Artists gehypt werden. Mein Fokus liegt auf dem Rest der Welt, der Artists wie mich zu schätzen weiß.
Das Business auf Jamaica hat mich entmutigt. Es hat mich frustriert, dass meine Tunes nicht im Radio liefen und dass sich nicht mehr viele für mich interessierten bis ich realisiert habe, dass ich mir um die Leute vor Ort keinen Kopf machen sollte. Ich sollte mich auf mich konzentrieren. Ich liebe mein Heimatland, aber ich kann meine Zeit nicht mit den Problemen hier verschwenden. Lass die Leute jeden Tag zu irgendwelchen Dances rennen, wo Woche für Woche die gleichen Artists gehypt werden. Mein Fokus liegt auf dem Rest der Welt, der Artists wie mich zu schätzen weiß.
Interview Janika