Reggae in Berlin

KONSHENS & DARIO Interview 2011

 

R.I.B:
Hey KONSHENS! Schön Dich hier zu treffen... War das heute Dein erster Auftritt in Berlin...?


KONSHENS:
Nein, ich war vor etwa 2 Jahren schon einmal hier... Mit meinen Brüdern von SOJAH...

R.I.B.:
Wir erinnern uns jetzt grad nicht daran, aber schön, Dich hier im CALABASH CLUB zu treffen...! Wie hat Dir die Vibe heute gefallen...?

KONSHENS:

Yeah! Kleiner Club, aber Big Vibes... War toll! Hat mir gut gefallen...!!

 

R.I.B.:
Ich hatte nun schon das Glück, Deine Live Show auf dem Reggae Jam vor ein paar Wochen zu sehen und habe mich wahnsinnig gefreut, einen aktuellen Dancehall-Artist mit einer so phantastischen Live Qualität zu sehen...!!!


KONSHENS:

Ja, das ist eben nochmal was ganz anderes...
Normalerweise sollte ich mit meiner Band hierher kommen... Ich glaube, ich bin im Moment der einzige Artist aus Jamaika, der mit seiner eigenen jamaikanischen Band in Europa auftritt...
Sie sind großartig und kommen alle aus der EDNA MANLEY-Musikschule in Jamaika und ich habe alle Members selber ausgesucht. Wenn Ihr KONSHENS mit Band seht, wird es immer meine eigene Band, die SUBCONCIOUS Band, sein.

 

R.I.B:
Heutzutage schon sehr ungewöhnlich... Meistens siehst Du hier ja die Solo Artists aus Jamaika in Soundsystem-Shows und generell werden Bands aus Jamaika ja immer seltener.


KONSHENS:

Klar. Die Artists verdienen besser, wenn sie alleine kommen und mit Soundsystems oder europäischen Backing Bands auftreten. Aber das ist eine ganz andere Form....

Wir proben seit langer Zeit zusammen, da entsteht eine ganz eigene Chemie und ein ganz anderes Miteinander. Das Publikum spürt das... Wir planen jetzt, zurück nach Jamaika zu gehen, die Show noch weiter zu verfeinern und auszubauen...

 

R.I.B.:
Also trittst Du schon lieber Live auf..?

 

KONSHENS:
Yes man! Die Soundsystem Shows in den Clubs sind schon auch toll. Heute habe ich mich der Crowd sehr nah gefühlt...!
Aber wenn Du wirklich die Massen erreichen willst und dem Publikum Deine wirklich authentische Musik vermitteln willst, geht nichts über Live! Das ist doch schon seit Bob Marley so: Es waren nicht die Platten oder Tapes, die Bob Marley zu dem gemacht haben, was er heute darstellt, sondern seine Konzerte und seine Person.
So haben Leute Reggae ja letztendlich auch kennen gelernt....

 

R.I.B.:
Auf jedem Fall! Nächste Woche werden die NO-MADDZ hier auftreten, die haben in einem Interview das schöne Zitat ausgesprochen: „If it's not live, it's dead!“


KONSHENS:

Haha! Gefällt mir gut! Tolle Band übrigens... Die sind ziemlich crazy, Ihr werdet sehen...!

 

R.I.B.:

Und dann hast Du ja auch noch diesen schönen Track mit TIWONY aus Guadeloupe gemacht, der in Frankreich lebt... Wie kam es denn eigentlich dazu?

 

KONSHENS:

Durch DNH, das französische Producer und Sound Engineer Duo. Die haben 'ne Menge Remixes gemacht, z.B. auch meinen Aloe Blacc Remix „I need a dollar“... Den Track würde ich ja liebend gerne mal mit Aloe Blacc performen...
DNH arbeiten mit mir und TIWONY und die haben uns letztendlich zusammen.gebracht. Sie haben mir den Track zugeschickt und ich fand ihn gleich total klasse! Ich glaube, TIWONY und ich haben uns da richtig gut ergänzt!

 

R.I.B.:
Ja, das ist ein sehr positiver Tune..! Aber auch das ist auffällig an Deiner Musik: gerade für einen Dancehall-Artist sind Deine Lyrics ja sehr positiv und concious...

 

KONSHENS:

Es kommt mir auf eine gewisse Balance / Ausgewogenheit an. Ich bin jung und wir jungen Leute werden ja von allen möglichen Styles beeinflußt.. Natürlich gibt es da die Party Vibe. Aber gleichzeitig bin ja nun auch Vater geworden und habe damit eine gewisse Verantwortung...

Die Kunst im Leben ist es, die richtige Balance zu finden. So wie man im Leben ja nicht nur Partys feiern kann, sondern auch Verantwortung übernehmen muss.

Deshalb nenne ich mich ja auch KONSHENS... Meine Songs haben Titel wie „I don't wanna die“, She's happy“ oder „Buss a blank“...
Dinge und Themen, über die man nachdenkt und die Dich nicht nur zum Ausflippen bringen! Diese Balance meine ich...

 

R.I.B.:

Right!
TIWONY ist ja nun recht bekannt in Frankreich und natürlich auch in seiner karibischen Heimat Guadeloupe. Sprechen wir mal über europäischen Reggae... Kommt davon überhaupt irgendwas in Jamaika an..?

 

KONSHENS:

No no no... In Jamaika geht es hauptsächlich um das, was in Jamaika passiert.
Die Artists und deren Themen sind aus Jamaika und man versucht als Künstler darüber, den Kontakt zu den Leuten zu halten und eine Rolle in den Medien dort zu spielen. Du findest ganz selten Artists von außerhalb, die in Jamaika zu Stars werden. Wir kriegen dort natürlich schon etwas von diesen Wellen mit, aber die europäischen Künstler werden nur äußerst selten nach Jamaika eingeladen... Es ist nach wie vor eher andersrum.
Dancehall ist im Moment das dominierende Element der jamaikanischen Musik.

 

R.I.B.:
Und was ist mit den Roots...?

 

KONSHENS:

Roots Reggae stirbt langsam aber sicher aus...

 

R.I.B.:

Was denkst Du, wie's in der jamaikanischen Musik weitergeht...?

 

KONSHENS:

Nun, ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen, indem ich versuche, die Band voranzubringen und den Leuten wieder die echte Live Musik zu geben... Die Leute wollen halt immer noch alle Arten von Dancehall Music, und ich hoffe, andere Artists werden mir mit den concious Lyrics folgen... So wie etwa dieser Bredda here: DARIO...

 

R.I.B.:

DARIO, seit wann bist Du denn dabei..?

 

DARIO:

Meinst Du Musik generell oder das SUBCONCIOUS Camp..?

Musik war vermutlich seit meiner Empfängnis ein Teil von mir. In Jamaika ist es ja nicht so einfach wie in Europa, raus zu kommen, hier hat das alles mehr Basis. In Europa geht es hauptsächlich um die Musik an sich, weniger um die Artists. In Jamaika dagegen ist das alles viel schnelllebiger, es dreht sich alles um den Namen und um die Person.

Ich habe schon viele Jahre Musik gemacht und Tracks veröffentlicht, aber der Name DARIO wird langsam bekannter...
Haltet mal Augen und Ohren offen: Ihr werdet noch Einiges von DARIO aus dem SUBCONCIOUS CAMP hören!
Positive Vibes, Musik, die den Leuten ein gutes Gefühl vermittelt...!

R.I.B.:

SUBCONCIOUS CAMP heißt soviel wie Deine Crew, KONSHENS...?

 

KONSHENS:

SUBCONCIOUS MUSIC ist mein Label für Production und Management für andere Künstler wie z.B. DARIO. Wir werden jetzt auch eine Video Production starten...
Ich liebe Musik so sehr, dass es mir um mehr als nur meine eigene Musik und mich als Sänger geht. Ich will frische Artists und neue Songs groß werden sehen, ich wünsche mir tolle Videos. Ich will neue Riddims und Productions hören, die die Leute auf positive Weise beeinflussen. Deshalb habe ich SUBCONCIOUS MUSIC gegründet, um das Maximum aus der Musik raus zu holen...!

 

R.I.B.:

Das klingt nach einem sehr umfangreichen und lang geplanten Konzept...

 

KONSHENS:

Klar! Ich will ein Standing und keinen kurzlebigen Erfolg!

 

R.I.B.:
Cool! KONSHENS is concious... ;)
Letzte kurze Frage: Was war das Highlight oder der beste Ort Deiner Europa-Tour diesen Sommer...?

KONSHENS:

Berlin natürlich... Haha! Die diplomatischste und beste aller Antworten hier und jetzt...! Berlin ist die beste Stadt in Deutschland (..bitte nicht in Stuttgart, Hannover oder sonst wo veröffentlichen...!!!) Es ist eine tolle Stadt und vor 2 Jahren hatte ich auch etwas mehr Zeit, mir die Stadt anzusehen.. Aber ich mag das Wetter hier nicht...!


R.I.B.:

Hat man in Jamaika eine Meinung zu dieser Stadt...?

 

KONSHENS:

Jamaika ist Jamaika, trust me....!

Wie haben dort ja selber so viele alltägliche Themen, über die wir sprechen. Da kommt teilweise nicht so viel von Außen dazu...

 

R.I.B.:

...und so viele Musiker...

 

KONSHENS:

...und so viele Songs und Riddims...! Da könnt Ihr Euch ja vorstellen, wie viele junge Talente da noch sind...!

Wir können uns nur freuen und dankbar sein, dass wir die Möglichkeit haben, hier zu sein, um den Leuten die Message und die Musik zu bringen... Give Thanks!

 

R.I.B.:

Thanks for the good vibes, KONSHENS!

Dann hoffen wir also, Dich nächstes Jahr mit der Band wieder treffen zu können...
Keep it concious!