RDX Interview 2013
uns noch ein kurzes Interview im Backstage Bereich zu geben.
RiB: Ihr seit gerade auf Tour durch Europa, ihr wart ebenfalls schon in Afrika und in Japan, aber für alle die euch noch nicht kennen, stellt euch doch nochmal kurz vor:
Renegade: Bevor wir RDX 2005 gegründet haben, waren wir Teil eines Teams, beim dem wir uns aber nicht so entfalten konnten, wie wir uns das vorgestellt haben, also haben wir beschlossen unseren eigenen Weg zu gehen. 2007 hatten wir mit „Dance“ unseren ersten Hit, der in Jamaica sofort auf Platz 1 landete, und von dort aus ging es direkt weiter mit Tunes wie „Everybody Dance“, „Dancers Anthem“ „Daggering“ „Bend Over“, so dass wir bis heute sechs Nummer 1 Songs in Jamaica haben. Zusätzlich haben wir andere Songs, die auch außerhalb Jamaicas große Hits geworden sind, wie „Skip“, der ein großer Erfolg in Ländern wie Panama und Polen war, genauso wie der Track „Deliver Me“.
Delomar: Wir waren schon immer von Musik umgeben, ich hatte meine ersten Auftritte als kleiner Junge im Kirchenchor. Dazu kommen wir aus Waterhouse, wo auch King Jammys sein Studio hat und wo viele große Artists wie Beenie Man, Black Uhuru geboren wurden. Wir sind in dieser Gegend groß geworden, und wir haben viel von den Älteren gelernt, und was sie uns beigebracht haben, ist, dass man sein Handwerk nicht vortäuschen kann – man muss es fühlen, man muss es spüren, man muss es einfach leben. Das haben wir uns immer zu Herzen genommen und das können auch unsere Fans durch unsere Musik fühlen. Ich liebe es zum Beispiel nach einer Show in die Gesichter der Leute zu gucken und zu sehen, dass sie gerade einfach nur Spaß haben und glücklich sind.
Renegade: Das ist eins der besten Gefühle, die es gibt. Denn wie schon gesagt, wir sind aus einer harten Gegend in Kingston und natürlich haben wir auch eine Badman Elemente in uns, aber wir singen nicht darüber! Wir versuchen diese Seite des Lebens nicht auch noch zu verstärken, indem wir darüber singen da gibt es genug andere Leute.
RiB: Das führt uns direkt zu meiner nächsten Frage: Es gibt immer wieder Leute die sagen „dance is dead“...
Delomar unterbricht mich: dancing cyan dead, denn selbst wenn ich einen badman tune oder einen reality tune machen würde, würden die Tänzer dazu tanzen..
Renegade: Und die Sache ist doch die: So viele Leute reden über Dancehall und wissen gar nicht was Dancehall ist und wo es herkommt. Deswegen ermutige ich auch die Leute außerhalb Jamaicas immer wieder dazu nach Jamaica zu kommen, denn wenn du wirklich Teil der Dancehall Community sein willst und wirklich fühlen willst, wo das alles herkommt, dann musst du mindestens einmal in Jamaica gewesen sein – denn dann wirst du Dancehall in einem ganz anderen Licht sehen. Du wirst sehen, dass es eben nicht nur die Musik ist. Dancehall ist eine Kultur. Die Art, wie du dich anziehst, die Art wie du aussiehst, wie du dich verhältst, die Art, wie du dein Weed rauchst. Alles ist Dancehall. Und seitdem es das Wort Dancehall gibt, ist es auch immer ein Platz gewesen an dem sich die Leute treffen, um zu tanzen, schon allein deshalb kann es niemals Dancehall ohne tanzen geben.
RiB: Und Dancehall professionalisiert sich ja auch zunehmend. Soviel ich weiß, habt ihr ja auch eure eigene Firma.
Delomar: Ja, wir haben ein Unternehmen namens Apartment 19, von dem wir die Geschäftsführer sind. Wir sind nicht nur Künstler, wir sind ebenso Geschäftsmänner. This is a music business and we take the business seriously. Wir legen unser Herz und unsere Seele darin und momentan arbeiten wir gerade an einigen neuen Produktionen und bringen demnächst auch ein, zwei neue Artists raus.
Renegade: Wir haben verschiedene Hüte, die wir uns aufsetzen können. Wenn wir in´s Studio gehen, um einen Song mit einem anderen Künstler aufzunehmen, dann setz ich mir nicht meinen RDX Hut auf , sondern ich nehme meine Produzenten Cap, denn wenn ich jemanden produziere, will ich ja keine RDX Kopie kreieren, sondern aus diesem Künstler das Besondere rausholen, was nur speziell in ihm ist. Und genauso ist es, wenn ich in die Firma gehe, dann setz ich eben meinen Geschäftshut auf. Da gibt es die ganz normalen Dinge zu tun: ich muss mich um die Finanzen kümmern, mich um den ganzen bürokratischen Kram kümmern. Da geht es dann zu wie in jedem anderen Betrieb auch und all das ist genauso Teil unseres Jobs und wenn wir nach Hause gehen, dann sind wir wieder Mr. Williams und Mr. Bedward. Wir versuchen einfach unseren eigenen Weg zu gehen und das bedeutet wir machen „happy music“.
RiB: Woher kommt diese Professionalität?
Delomar: biggen up the mothers them
Renegade: Wir haben Songs wie Jump, zu denen Menschen auf er ganzen Welt feiern und das sind teilweise Songs, die uns nach einer Party einfallen, so dass wir nicht nach Hause, sondern direkt in´s Studio gehen, um dann den ganzen Tag über aufzunehmen, in diesem Sinn ist die Party an sich eigentlich nur Feldforschung, aber die Leute sehen oft nur das Touring, den Glamour & Glitter, aber auch das ist harte Arbeit. Wir schlafen nicht viel, manchmal können wir uns nicht richtig ernähren und wir müssen trotzdem permanent auf dem Laufenden bleiben, was gerade in Jamaica abgeht, weil das nun mal der Ort ist an dem sich alles abspielt.
RiB: Ich hab vor kurzem gelesen, dass ihr gerade eine EP namens „Warning“ mit der polnischen Dreadsquad Crew gemacht habt; erzählt uns doch wie es dazu kam.
Renegade: Eines Tages haben wir gerade bei Equninoxx im Studio aufgenommen und dort einen Typen namens 27Pablo getroffen. Er ist aus Poland und war gerade nach Jamaica gekommen, um dort nach Musik zu suchen, Leute zu treffen, ins Studio zu gehen und einfach dem Ursprung unserer Kultur näher zu kommen. Ihm hat unser Style gefallen und wir hatten auch direkt einen guten Vibe, so dass er den Kontakt zu dem Produzententeam von Dreadsquad hergestellt hat. Im Januar waren wir dann zusammen im Studio. Herausgekommen sind dabei vier verschiedene Songs, die wir jetzt auf eine EP gepackt haben, die Anfang Februar released wurde. Eine Tune heißt „Skank“, der ein Ska Tune ist, dann haben wir, mit „Warning“, noch einen Track auf einem 90´s digital Dancehall Riddim gemacht und dann gibt es mit „Smoker“ noch einen reinen Culture Tune – Pause – aber natürlich können wir auch die Girls nicht vergessen, also haben wir noch einen reinen Ladies Tune namens „Snowflake“ mit drauf gepackt. Alle diese Songs sind nicht die typischen RDX Songs. 2013 ist das Jahr, in dem wir all die anderen Facetten von RDX präsentieren werden – it´s real reggae one drop music!
RiB: Was können wir 2013 außerdem noch von euch erwarten?
Renegade: Wir arbeiten gerade Stück für Stück an unseren Album, was „Soul Poetry“ heißen wird und von dem momentan 10-12 Songs fertig sind, was für uns ein wirklich wichtiges Projekt ist, weil es unser erstes richtiges Album als RDX wird. Wir arbeiten mit Leuten wie „Blak Sheep Music“, „Ballaz Production“ und natürlich unseren eigenen Produzenten von „Apartment 19“, so dass wir die größtmögliche Vielfalt an Einflüssen verarbeiten können. Wir arbeiten jetzt seit 2 Jahren daran, also muss es perfekt werden.
Delomar: Es wird vor allem deshalb spannend, weil wir nochmals einen Song namens „Shining Star“ geben, bei dem es um unseren Aufstieg geht, von Waterhouse bis heute, und so wird das Album im Allgemeinen viel persönlicher werden, so dass die Leute mehr von uns kennen lernen können als nur unsere Party Seite. We have a point proove!!
RiB: So wir haben in jüngster Zeit viel Dancehall Artist wieder vermehrt One Drop Musik gemacht und gerade in Jamaica wird ja auch wieder viel mehr live Reggae gefeiert als es noch vor ein paar Jahren der Fall war – fühlt ihr euch als Teil einer neuen Bewegung?
Renegade: Reggae Musik hat nicht mehr das Standing wie früher. All die Artists, die permanent in Europa touren sind mittlerweile 50-60 Jahre alt und genauso sieht es im Publikum teilweise aus. Es braucht also wieder frisches Blut. Künstler wie wir, die auch bei den jungen beliebt sind, müssen einfach wieder mehr Reggae machen, um den Jungen den Zugang zu erleichtern und Reggae dadurch zu revitalisieren. Wir lieben Reggae Musik! Wir sind damit aufgewachsen, es ist die Musik die zu Hause am häufigsten höre, es die Musik, die auf der Straße überall läuft – Reggae is everywhere! Bei uns wird immer irgendwo Musik gespielt und meistens ist es eben Reggae. Jeder Imbiss, jede Tankstelle. Du wirst in Jamaica nie einen Ort finden, an dem viele Menschen sind und keine Musik läuft – It´s a cultural ting. Wir lieben, was wir tun und deshalb kann es für uns auch nie zur Routine werden: It´s work and play in one – who get´s that ?
RIB: Danke für das Interview !
Hier gehts zu den Fotos: www.reggaeinberlin.com/pics/rdx-10-2-2013-cassiopeia.html
Interview: DJ High Towa Fotos: Perry 10.2.2013 im Cassiopeia