Spragga Benz Interview 2010
R.I.B. Yo Spragga Benz. Du bist das erste Mal in Berlin, wie kommts?
Spragga Benz: Weil es nun die richtige Zeit dafür war, obwohl es draußen schneit.
R.I.B. Du bist also heute Abend das erste Mal auf das Berliner Publikum gestoßen. Hattest du das Gefühl, dass die Massive erst einmal auftauen musste?
Spragga Benz: Nein, es ist ebenso das erste Mal für sie, mich hier zu sehen. Demnach wussten sie nicht, was sie erwartet. Zudem habe ich meinen Auftritt mit neuen Songs angefangen, so dass die Leute erst einmal aufmerksam zugehört haben.
R.I.B. Du hast den heutigen Abend mit Songs deines neuen Albums "Shotta Culture" begonnen. Kannst du uns in ein paar Sätzen erzählen, von was "Shotta Culture" handelt?
Spragga Benz: Shotta Culture ist eine Reise meines Lebens durch die Jamaikanische Diaspora. Alles was ich getan, gehört und gesehen habe ist auf diesem Album gebrannt.
R.I.B. Ich finde das Album hervorragend. Besonders bei "Who inna the middle" hatte ich einen plötzlichen Geistesblitz. Kennst du den Film "Four Rooms" von Tarantino? Im Anfangssong des Filmes gibt es so ein Gepfeife. Hast du das Gepfeife in deinem Song aus dem Film?
Spragga Benz: Nein, das Gepfeife stammt aus einem Song namens "Sweet Jah Jah". Es ist ein Old School Song, der mich über die gesamte "Shotta Culture" Zeit begleitet hat.
R.I.B. Wenn man dein Album hört, bekommt man den Eindruck, dass du einen wesentlichen Bezug zu Hip Hop hast. Nas ist mit dabei.
Spragga Benz: Es ist aber ein pures Reggae Album. Hip Hop ist aus Reggae geboren, Hip Hop ist ein Kind des Reggaes.
R.I.B. Und du passt auf das Kind auf....
Spragga Benz: ...da kannst du dir sicher sein.
R.I.B. Auf deinem Album gibt es einen Riddim der auf dem Sleng Teng basiert. Wer hat ihn produziert.
Spragga Benz: Das war Salaam, der übrigens das komplette Album produziert hat. Er kommt zu mir, spielt mir Riddim vor und wir diskutieren, welche mir gefallen. Und bei diesem Sleng Teng handelt es sich um eine Verbesserung des Klassikers aus den 1980er.
R.I.B. Hast du einen Tune auf dem echten Sleng Teng?
Spragga Benz: Nein, das war vor meiner Zeit. Aber auf einem Remake von Bobby Digital bin ich vertreten, es heißt "Whos next".
R.I.B. Auf Shotta Culture gibt es eine Kollaboration mit Jazmine Sullivan und Stephen Marley, die sich sehr poppig anhört. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Spragga Benz: Diese Zusammenarbeit ist auf dem Life Fest auf Jamaika entstanden, was wir jedes Jahr feiern. Letztes Jahr haben wir "Stays the same" zusammen aufgenommen. Jazmine hatte schon immer die Idee für diesen Song, außerdem hat sie den selben Produzenten. Na ja, und so hat mein Album auch solch einen Song mit dabei.
R.I.B. Während der Show hast du die Kommunikation mit dem Publikum gesucht. Du hast viel erklärt und ihnen einige Background Informationen gegeben. Machst du das immer so, oder ist das eine "Dienstleistung" weil wir nicht so in der Jamaicanischen Gesellschaft verankert sind?
Spragga Benz: Ja, zum einen erzähl ich so viel, weil ihr nicht aus Jamaica seid, zum anderen bietet so ein kleines Konzert wie es heute hier stattfand die perfekte Plattform, um mit dem Publikum in Kommunikation zu treten. Wenn ich auf großen Bühnen stehe geht es aber meist um das pure performen. So ein Rahmen wie heute gefällt mir eigentlich auch besser, weil ich den Menschen dann erzählen kann, woher ich komme. Dadurch verstehen sie mich, meine Texte und meine Herkunft besser.
R.I.B. Noch eine allgemeine abschließende Frage. Wie ist in Jamaica der Ruf von Berlin. Gibt es da einen allgemeinen öffentlichen Tenor?
Spragga Benz: Man sagt, dass ihr nicht wirklich Reggae mögt (spaßig). Denn es ist ziemlich schwierig hier nach Deutschland einzureisen. Daher bekommt man als Jamaicaner das Gefühl, dass ihr uns nicht wirklich hier haben wollt. Vielen Dank, das ich heute hier sein durfte. Ich werde meinen Leuten zu Hause erzählen, dass wir bei euch willkommen sind.
R.I.B. Alles klar. Spragga, vielen Dank für das Interview.