Tiger Hifi Interview - Völkerball 13. 09.2008
Welchen Eindruck habt ihr von eurem Konzert?
Olive: Das Konzert war total cool, weil die Leute echt partywütig war und wollten gerockt werden. Es war ein sehr dankbares Publikum. Wenn das Feedback gut ist macht es natürlich auch viel mehr Spaß ein Konzert zu geben.
Hat sich das von euren sonstigen Konzerten unterschieden, weil ihr dieses Mal kein reines Reggae/Dancehall-Publikum hattet?
Olive: Das Publikum war auf jeden Fall durchmischter als sonst,gerade was das Alter betrifft. Hier war von Teene bis zum Rentner echt alles am Start. Unser Publikum besteht aber nicht nur auf Reggae-Fans. Wir sind eine Coverband und benutzen viele Pop-Stücke als Vorlage, was viele Reggae-Leute total uncounscious finden. Viele Studenten, die eigentlich eher Mainstream hören gehen voll auf unsere Musik ab. Das ist dann oft für viele der erste Kontakt zum Reggae. Gerade die längeren Dub-Parts sind für viele völlig fremd.
Wie seit ihr denn als Band zusammen gekommen?
Olive: Vido kannte ich aus dem Yaam schon seit Jahren von Sehen. Kraans kenne ich persönlich durch die gemeinsame Arbeit an vielen Alben zum Beispiel von Martin Jondo oder Mellow Mark. Ich habe dort Background gesungen. Er und Peter Barton, unser Gitarrist, kommen aus der selben Stadt und kennen sich schon seit mindestens 15 Jahren. Mit unserem Drummer und unserem Bassisten spiele ich auch noch in zwei anderen Bands. Es ist also alles sehr familiär und miteinander verbandelt.
Man kennt euch auch aus anderen Zusammenhängen. Vido ist auch allein unterwegs und du bist bei dem neuen Jahcoustix Album dabei... Wie habt ihr euch auf Dub geeiningt?
Olive: Haben wir eigentlich gar nicht (lacht). Es ist auf keinen Fall nur Dub. „King of my Castle“ zum Beispiel ist eher eine Pop/Soul-Ballade und „Waiting Room“ ist eher eine Ska-Nummer. Ich finde das, aber auch gut, dass wir so viele unterschiedliche Einflüsse haben, weil man dadurch mehr Leute erreicht ohne dabei krampfhaft Mainstream sein zu wollen. Unser Publikum ist breiter gefächert, was ich sehr spannend finde.
Wie seit ihr dazu gekommen Songs zu covern und warum sucht ihr euch meistens welche, die überhaupt nichts mit Reggae zu tun haben?
Kranns: Das ist durch die Bandentstehung bedingt. Wir haben uns alle im Zuge von Produktionen für andere Künstler kennen gelernt und irgendwann haben wir dann aus Spaß eine Reggae-Version von Michael Jacksons „Smooth Criminal“ gemacht. Das hat solchen Spaß gemacht, dass jeder mit einem anderen Lieblingssong ankam, die wir dann im Dub-Gewand neu interpretiert haben. Ich denke, dass es auch gar nicht lustig gewesen wäre Reggae und Dub-Songs zu nehmen, weil wir sie dann quasi nur nachgespielt hätten. Wir versuchen Songs, die uns aus irgendeinem Grund am Herzen liegen neu zu interpretieren, das was wir bei diesem Song hören und fühlen rauszuziehen, zu verstärken, um zu deuten und auf unsere Weise zu spielen. Jeder Song auf bedeutet irgendjemandem aus der Band etwas. Im besten Fall uns allen.
Wie entstehen eure Songs im Allgemeinen?
Kraans: Im Proberaum entstehen einige Ideen, aber da ich derjenige mit dem Studio bin, ist es oft so, dass nach der Idee dann im Studio weiter zusammengezimmert wird. Peter spielt dann Gitarre drüber, Olive und Vido singen drüber und dann wird solange daran gefeilt, bis der Song rund ist. Es gibt auch ein paar eigene Songs auf dem Album. Wir arbeiten auch bereits an dem nächsten, wo wahrscheinlich kaum bzw. gar keine Coversongs mehr drauf sein werden, auch wenn es noch einen Haufen Songs gibt, die wir gerne machen würden. Es hat sich aber inzwischen auch so viel eigene Kreativität angestaut, dass diese Songs erstmal gemacht werden. Vido und Olive schreiben wie am Fließband Hits und Peters Finger stehen auch nie still.
Ihr seit ja alle noch mir Einzelprojekten unterwegs, fällt es euch da schwer zeitlich alles unter einen Hut zu bekommen?
Kraans: Man glaubt immer, dass es schwer ist, aber es hält sich eigentlich in Grenzen. Klar gibt es manchmal Strecken, wo es ein bisschen an Selbstdisziplin mangelt. Wenn Olive drei Wochen lang auf Tour war und Vido jedes Wochenende aufgetreten ist, hat man natürlich nicht immer die lust und die Kraft aus reiner Routine noch eine probe zu machen, aber wenn es dann darum geht eine Studiosession zu machen, klappt das immer. Nächste Woche schließen wir uns für zehn Tage im Studio ein und jamen einfach rum. Das ist auch immer ein bisschen wie „Tiger-Urlaub“ von unseren anderen Projekten.
Ihr kommt alle aus verschiedenen Orten bzw. Ländern. Wieso habt ihr euch für Berlin entschieden?
Kranns: Wir sind zwar alle aus verschiedenen Städten/ Ländern, aber wenn man Musik macht und sich in Deutschland aufhält, hat man nicht so viele Wahlmöglichkeiten. Es zieht einen nach Berlin, weil hier viel los ist. Also ich mir damals eine Stadt ausgesucht habe, um mein Studio aufzumachen, ich habe vorher in Bremen Musik gemacht, gab es eigentlich nur die Option Berlin. Wir haben uns alle hier kennen gelernt, weil hier einfach am meisten geht.
Olive: Ich bin damals zum studieren nach Berlin gekommen. Ich habe Modedesign studiert und war dann noch hier in Berlin an einer Musikschule. Ich war zwei Jahre lang in der studienvorbereitenden Abteilung für Jazz- und Populargesang und beides wäre in einer anderen Stadt nicht möglich gewesen. Hier geblieben bin ich dann, weil hier meine ganzen Musiker-Freunde und Kollegen sind.
Vido: Ich bin damals durch die Musik nach Deutschland bzw. Berlin gekommen. Der Manager von meiner ehemaligen Band „Living Spirits“ suchte einen Sänger. Bekannte Musiker von mir, haben mich dann ihm empfohlen und er wollte mich für die Band. Ich war damals in Kapstadt mit meiner Band recht erfolgreich und dann kam dieser Typ aus Deutschland. Ich hatte nur zwei Wochen, um mich zu entscheiden. Das war hart. Berlin ist für mich auf jeden Fall die richtige Stadt. Ich denke in Stuttgart oder so hätte ich nicht das gleiche Gefühl. Vor allem im Sommer ist die Stadt heiß!
Vielen Dank für eine Zeit.