Reggae in Berlin

ZIGGI - Interview

 

Du wurdest zwar in den Niederlanden geboren, aufgewachsen bist du aber auf St. Eustatius. Hast du lange gebraucht dich einzuleben, als du zurück nach Amsterdam kamst?

Am Anfang war es nicht einfach. Das Leben in den Niederlanden unterscheidet sich sehr von dem, was ich gewohnt war. Ich bin damals zum Studieren nach Amsterdam gekommen, aber habe das Studium komplett verhauen (lacht). Ich war mehr in der Stadt und in den Coffee Shops unterwegs als in die Schule zu gehen. Ich habe damals Informatik studiert, aber dann bald die Uni wegen der Musik verlassen.

Ist dein Fokus was deine Karriere betrifft mehr auf Europa gerichtet oder auf die Karibik?

Im Moment liegt mein Fokus eindeutig mehr auf Europa. Ich lebe hier und der Musikmarkt in Europa ist einfach auch viel größer als der in der Karibik.

Ich würde schon sagen, dass sich deine Musik von den herkömmlichen Reggae-Beats abhebt. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich denke meine Musik spiegelt einfach mich selbst, Ziggi, wieder. Ich gehe nicht ins Studio, um Aufnahmen zu machen, die klingen als wäre ich Jamaikaner, denn das bin ich nicht. Mein Englisch ist daher auch anders. Englisch ist meine Muttersprache, aber ich habe den Akzent meiner Insel, das ist deutlich zu hören. Ich habe eine niederländische Mutter und lebe selbst seid einiger Zeit dort. Das sind alles Aspekte, die in meine Musik einfließen und meinen Stil beeinflussen.

Angefangen zu singen hast du in der Kirche. Welche Rolle spielt Religion heute für dich?

Der Glaube hat auch heute noch Einfluss auf mein Leben, auch wenn ich nicht wirklich an Religionen glaube. Doch ich glaube an Gott. Als kleines Kind wuchs ich bei meiner Großmutter auf. Sie war eine Siebenten-Tags-Adventistin und die Kirche war für sie das wichtigste überhaupt. Später lebte ich zusammen mit meiner Mutter für ein paar Jahre auf Aruba. Sie gehörte den Zeugen Jehovas an und versuchte mich von deren Geschichten zu überzeugen. Je älter ich wurde, desto mehr gelangte ich zu eigenen Überzeugungen. Ich habe eine positiv eingestellte Persönlichkeit und ich glaube an eine höhere Macht. Doch ich denke nicht, dass es eine wahre Religion gibt.

Also wurdest du dich selbst auch nicht als Rastafari bezeichnen?


So ist es. Deswegen kommt Rastafari auch nur bedingt in meiner Musik vor. Ich mag die Rasta-Bewegung sehr. Ich denke, dass Rastafari mehr eine Bewegung oder eine Art zu leben ist als eine Religion. Es gibt so viele verschiedene Auslegungsarten und jeder nimmt sich das heraus, was für ihn richtig erscheint. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie eine positive Einstellung haben und ihre Mitmenschen mit Liebe und Respekt behandeln. Daran nehme ich mir ein Beispiel.

 

Was kannst du uns über dein neues Album erzählen?

Das neue Album „In Transit“ unterscheidet sich komplett von meinem ersten Album. Es sind mehr Roots- und Reggae-Tunes darauf, während das davor eher ein Dancehall-Album war. „In Transit“ ist internationaler. Produziert mit Riddims aus Frankreich, Deutschland oder Jamaika. Ich habe dieses Mal mehr mit Roots-Artists zusammen gearbeitet. Gentleman und Anthony B. sind zum Beispiel mit auf dem Album. Ich denke auch, das ich mich in den zweieinhalb Jahren verändert und verbessert habe. Ich hatte seit dem viele Shows, meine Stimme ist etwas anders geworden und die Art und Weise wie ich Musik sehe und mache hat sich verändert. Als das erste Album erschien, war ich gerade ein Jahr dabei Musik zu machen.

Willst du dich in Zukunft nur auf Reggae konzentrieren oder hältst du dir für dein nächstes Album alles offen?

Es reizt mich schon mehr Reggae-Tunes zu machen, aber das heißt nicht, dass ich nie wieder einen Dancehall-Riddim voicen werde. Ich werde einfach meiner Kreativität freien Lauf lassen und ich kann mir auch vorstellen, mit ganz anderen Musikstilen zu experimentieren. Künstler machen schon sehr lange Reggae und wenn man dann noch erfolgreich sein will, muss man sich etwas Neues einfallen lassen. Das ist besonders wichtig, wenn man nicht nur die hardcore Reggae-Fans ansprechen möchte, sondern auch darüber hinaus die Leute erreichen will.

In Transit“ - beschreibt der Titel deinen derzeitigen Zustand?

Er ist eher auf meine Musik bezogen. Ich wollte etwas Neues machen und dieses Album ist so zu sagen der „Übergang“ dazu.

Im letzten Jahr warst du mit Gentleman auf Tour. Wie war das für dich?

Die Tour war für mich einfach großartig. Ich bin in vielen Ländern Europas aufgetreten. Es war das erste Mal, dass ich bei einer so großen Tour dabei war und es war eine tolle Erfahrung. Meine Band und ich konnten viel dazu lernen und wir erhielten die Chance uns vor Tausenden von Menschen zu präsentieren. Gentleman und ich haben auch einen Track während der Tour aufgenommen, der jetzt mit auf meinen Album ist. Es hat wirklich Spaß gemacht.

Bist du schon mal in Berlin aufgetreten?

Ich hatte mal eine Sound System Show zusammen mit Supersonic im Yaam. Das war vor ca. eineinhalb Jahren. Im Februar starte ich meine Europatour und wir spielen auch eine Menge Shows in Deutschland. Ich werde also auf jeden Fall nächstes Jahr wieder hier in Berlin sein.

Danke für das Interview.

 

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