Reggae in Berlin

Eskalation beim RBMA Culture Clash

Wenige Minuten nach dem Anfang der zweiten Runde kam zunächst einer, anschließend mehrere Leute von der Entourage der Betty Ford Boys Crew auf die Jugglerz Bühne um deren MCs Shotta Paul & Smo physisch zu attackieren.

 

Es ist nachvollziehbar, dass die Gemüter erhitzt sind und auch Beschimpfungen nicht ausbleiben. Zumal die Jugglerz den anderen Teams, insbesondere den Betty Ford Boys, ordentlich Speeches um die Ohren gehauen haben. Ein im Soundclash nach karibischem Vorbild unabdingbares und zentrales Element.

 

Das Video ist leider nicht mehr online aber wenn wir es wieder finden verlinken wir es wieder

 

Diese Berliner Crew welche zwar nicht Teil des Betty Ford Boys Trio sind, aber von diesen mit Artist Bändchen ausgestattet und auf die Bühne eingeladen wurde, konnten mit diesen verbalen Attacken der Jugglerz nicht umgehen.

 

Auch wenn es bei Clashes im Reggae Bereich fast nie zu physischen Auseinandersetzungen kommt hätte man bei dieser Konstellation aus Kontrahenten und Publikum damit rechnen können.

Dies war leider nicht der Fall und so schien die Security unvorbereitet und deren Reaktion zögerlich, verspätet und insgesamt fraglich.

Der Haupt-MC von Jugglerz, Shotta Paul, konnte den Event nach diesem Zwischenfall nicht fortführen

 

Zunächst wurde der Clash darauf hin unterbrochen und die amerikanische Producer Legende Just Blaze, welcher auch das Warm-Up gestaltete, gab noch ein DJ-Set zum Besten.

 

Einer von den Betty Ford Boys entschuldigte sich bei den Jugglerz für das Fehlverhalten und gab bekannt, dass sich die Crew aus dem Clash zurück ziehe.

Nachdem die Jugglerz die Situation verdaut hatten bewiesen sie Größe und Sportsgeist und haben über die Moderatoren des Events verlauten lassen, dass sie sich freuen würden wenn die Betty Ford Boys trotzdem weiter am Event teilnehmen können.

Nach einer Pause in der zweiten Runde war das Berliner Producer Trio in der dritten Runde zurück im Clash.

 

Der Clash wurde letztendlich von Revolution No 5 gewonnen. Einer Queer Rap Crew mit Electro, Trap & Grime Einflüssen. Diese glänzten Dank einer außerordentlich künstlerisch-abstrakten Performance mit vielen visuellen Entertainmentelementen und ihres unerwarteten Special-Guests Roxxxan. Der riesen Aufblas-Penis in welchem eine Sängerin über dem Publikum performte oder die Trapez-Akrobatik Showeinlage inklusive Laser-Punanny waren die Highlights eines professionell choreographierten Auftrittes. 

 

Den zweiten Platz belegten Jugglerz, welche den Clash mit Smo am Mic, namhaften Live-Acts wie Bauser & Miami Yacine, erstklassigen Dancehall-Tänzerinnen und guten Vibes zu Ende brachten.

Dritte wurden Die Achse - unterstützt von viele Namen vom deutschen

Rap Geschäfts. Darunter niemand geringeres als Jan Delay, Haftbefehl, Celo & Abdi um nur einige zu nennen.

Den vierten und letzten Platz belegten jene, welche mit dem großen Stimmungsdämpfers des Abends in Verbindung gebracht werden.

 

Abschließend bleibt zu sagen, dass Soundclash genau wie ein Sport Regeln hat und braucht. Eine dieser Regeln ist mit Sicherheit das 'Fair-Play', nicht zuletzt ist jedoch eine mindestens genau so wichtige Regel, dass physische Gewalt ein absolutes No-Go ist.

Wie man nun 'Fair-Play' im Rahmen eines Soundclash genau definiert wird in diesen wenigen Zeilen nicht zu klären sein, wohingegen es Smo's Statements am Anfang der dritten Runde nicht an Deutlichkeit mangelt:

 

„Für die, die uns nicht kennen – Wir sind Jugglerz. Wir sind überall auf der Welt unterwegs. Wir spielen in Tivoli Gardens, wir spielen in Waterhouse und wir spielen in Rockfort. Da sterben jeden Tag Leute. Aber der größte Gangster der Welt – der lässt die Waffen zu Hause wenn er zur Party geht. All right? Weil das hier, das ist Musik und wenn ihr das nicht versteht, dann seid ihr nicht bereit für Soundclash.“  

Fotos von Red Bull Culture Clash

Text: Chiara Nacchia www.reggaeradio.it / Johnny Diesel

Fotos: © Perry / Reggaeinberlin.de